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Reise Island Teil 2/ Schweiz Frankreich Spanien

25 Jul 2021

Snaefells und Vatnajökull 

Vatnajökull

Vatnajökull

Die Nacht war wiederum schön, es war kaum noch Wind und insofern habe ich sehr ruhig geschlafen. Am zeitigen Morgen bin ich aufgebrochen, die 910 ins Hochland. Steil windet sich die Straße in Serpentinen in die Höhe, im Hochland ging es dann noch etwa 20 km weiter und linker Hand, 2 km von der Straße, war das erste Ziel erreicht, Laugarfell.

Meinrad hat hier die Nacht verbracht, ich war dann schon zeitig da und wir haben gemeinsam eine reichlich 8 km Wanderung gemacht, die uns zu einigen Wasserfällen geführt hat. Laugarfell ist ein kleines Hotel, zwei schöne Hotspots laden zum baden ein und ansonsten ist es hier sehr ruhig und angenehm. 

Die Wanderung war schön, zuerst ging es Richtung Kirkjufoss am Fluss Jökulsá í Fljótsdal, also an den Fluss, oberhalb von dem ich die letzten 2 Nächte übernachtet habe und der letztlich zu einem großen See wird. Von dort aus ging es Fluss abwärts zum nächsten Wasserfall, dem Foxi. An dieser Stelle mündet die Laugará ein, der wir dann nach links gefolgt sind. Unmittelbar an der Einmündung war auch in diesem glasklarem Flüsschen ein Wasserfall, der hat aber keinen Namen. Aber der nächste, der hat einen Namen, der Studlafoss. Und schon wieder an dem Ausgangspunkt vorbei, gibt es noch einen Wasserfall, den Slaedufoss. 

Irgendwie ist mir Meinrad unterwegs abhandengekommen, er hatte sich wohl mit Leuten unterhalten und ist dann weit zurück geblieben. Als ich angekommen bin, war der erste Gang in die Hotspots und danach bin ich weiter gefahren bis zum Ende der Straße 910, an dem sich der Stausee befindet, der einzig und allein deswegen gebaut wurde, um die Energie zu liefern an ein Aluminiumwerk. Und während der Fahrt zu diesem Stausee hat man immer wieder linker Hand den Blick auf den Snaefell  und auf einige Zungen des Vatnajökull, des größten Gletschers Europas.

Und jetzt, während ich das schreibe, stehe ich auf dem Parkplatz zum Wanderweg, der zum Hengifoss führt. Den werde ich jetzt, sozusagen als krönenden Abschluss des Tages, noch anschauen. Übrigens: Das Wetter war heute sehr schön, es wird wohl der letzte schöne Tag in Island gewesen sein, die nächsten Tage soll es regnen.

Es waren doch 3 km, die man steil nach oben gehen muss um letztlich den Wasserfall zu erreichen. Schnellen Fußes bin ich nach oben gegangen, überholt habe ich viele, aber mit meinem Tempo konnte niemand mithalten… Und das bemerkenswerte bei diesem Wasserfall sind die einzelnen Lavaschichten, die durch die den Boden, auf dem sie geflossen ist, voneinander abgegrenzt werden.

Teilweise ist der Weg mit Gitterrosten als Holz hergestellt, und auf diesen Holz liegen im oberen Bereich gewaltige Felsbrocken, die vom angrenzenden Steilhang nach unten gestürzt sind. 

Auf halben Weg übrigens befindet sich ein weiterer Wasserfall, der Litlanesfoss. Der wiederum besticht durch die ihn umgebenden Basaltsäulen. 

Jetzt bin ich wieder im Auto, ich werde mal schauen, ob ich hier die Nacht verbringen kann (erlaubt ist es nicht), aber sofern mich niemand wegscheucht werde ich hier bleiben.

24 Jul 2021

Skiduklaustur

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Gestern hab ich ja noch ein bisschen etwas geschrieben über dieses Gebäude, welches von Höger entworfen wurde. 

Dabei handelt es sich um eine doch recht umstrittene Persönlichkeit. Höger war Hamburger Architekt, glühender Nationalsozialist und Antisemit (obwohl in seinem Büro einer seiner wichtigsten Mitarbeiter ein Jude war) und er wollte „etwas werden“ in diesem neuen, Dritten Reich. Dies ist ihm, wider eigenem Erwarten, Hoffen und Sehnen, nicht gelungen. Seine Geisteshaltung jedenfalls hätte gut dazu gepasst.

Er war, aus meiner Sicht, ein guter Architekt, hat aber mit der Architektur des dritten Reiches kaum etwas anzufangen gewusst. Und insofern ist er in dieser Zeit mit seinen Entwürfen und Wettbewerbsvorlagen regelmäßig gescheitert. Seine Werke vor dem tausendjährigen Reich (unter anderem die Konsumzentrale in Leipzig- Plagwitz und sein Hauptwerk, das Chilehaus in Hamburg), waren hauptsächlich dem Ziegel (Backsteinbau) gewidmet und durchgängig gut. Den Nationalsozialisten aber waren diese Bauten nicht nationalsozialistisch genug also suspekt, ihnen fehlte der „neue Geist“. Das war der Hauptgrund, warum er von der maßgeblichen Führung des dritten Reiches, aber auch von Architektenkollegen, die sich diese Dem neuen Geist gewidmete Art zu planen zu Eigen gemacht hatten, abgelehnt wurde. Aus meiner Sicht aber war er ein weitaus besserer Architekt als Albert Speer mit seinen Monumentalbauten.

Von der obersten Führung, da schließe ich Speer mit ein, wurde er somit konsequent gemieden (vielleicht haben sie tief im Inneren gespürt, dass er besser war als sie)  und damit nicht als herausragende Persönlichkeit, aber auch nicht als guter Künstler oder Architekt gesehen. 

Er hatte eigentlich nur einen einzigen Befürworter, das war Rosenberg. Und das hat nicht gereicht um vorwärts zu kommen. Insofern war der Auftrag in Island für ihn nahezu ein Glücksgriff. Wenn man allerdings den Gesamtentwurf sich anschaut, wird sehr deutlich, dass das dritte Reich in dieser Phase, immerhin schreiben wir schon 1939, auch sein Schaffen geprägt hat. Es lässt sich einfach nicht verleugnen, dass dieser Entwurf in gewisser Art das damalige  Deutschland widerspiegelt.

Nach dem Krieg hat er den unpolitischen gegeben, den Architekten, der den Nationalsozialismus als für sich wesensfremd empfunden hat. Aber was hat er wirklich gedacht und gefühlt, was ist in all den Jahren tatsächlich in ihm vorgegangen? Eben dies wird man nie wissen.

Unterhalb des Hauses befindet sich eine Ausgrabungsstätte, hier stand früher ein Kloster. Dieses Kloster wurde von den Augustinern Ende des 15. Jahrhunderts errichtet. Allerdings bestand es nur knapp 60 Jahre, Wahrscheinlich war dies auf die dann einsetzende Reformation zurückzuführen.. Umfangreiche archäologische Untersuchungen fanden in den Jahren 2000-2010 statt. Es waren die umfangreichsten  Untersuchungen, die jemals in Island stattgefunden haben. Es ist im übrigen das nördlichste Kloster Europas.

Noch vor der Gründung des Klosters, ebenfalls im 15. Jahrhundert, ging der Geistliche von einem (für mich unaussprechlichen) Ort ins Tal hinunter um ein sterbendes Gemeindemitglied zu besuchen. Auf dem Weg verlor seinen Kelch und den Hostienteller. Es wurde ein Mann geschickt um nach ihnen zu suchen.  Er fand sie auf einer kleinen Hügelkuppe unterhalb des Gutes Skrida. Der Kelch war mit Wein gefüllt und sorgfältig mit dem Hostienteller, auf dem Brot lag, abgedeckt. Wegen dieser Begebenheit, die als Wunder angesehen wurde, entstand hier das Kloster. 

Mittags habe ich das ausgezeichnete Lunchbuffet im Restaurant zu mir genommen, vorher habe ich aber noch eine kleine Wanderung zum Wasserfall Tófufoss gemacht und habe sowohl das Snaefellsmuseum als auch das Museum im Haus angeschaut. 

23 Jul 2021

Im Osten

Puffin

Puffin

Gestern Abend, etwa 19:30 Uhr, habe ich mich auf den Weg gemacht zu der Veranstaltungshalle, in der das Konzert stattfinden soll. 

Eine lange Schlange stand vor dem Gebäude, das hat mich an frühere Zeiten erinnert… An den Ast in Glauchau, den ich in schöner Regelmäßigkeit fast jede Woche aufgesucht hatte um dort Musik zu hören… Und Frauen kennen zu lernen… Oder besser Mädchen. Und es hat mich an die Freunde erinnert, die mit mir gemeinsam fort gegangen sind. Irgendwie waren das, insbesondere die zwei Jahre vor meiner Ausreise, wohl die ereignisreichsten, intensivsten und schönsten Jahre, die ich in der DDR erlebt habe.

Und was wir dort für Musik gehört haben: Bayon, Renft, Reform (an der Bar vom AST habe ich Stefan Trepte eines seiner Lieder, „Mein Hund“, vorgesungen, er hat mir als Anerkennung 100 g Pfeffi ausgegeben), Elektra, Pond, Kerth (mit dem ich höchstselbst auf der Bühne gestanden bin und Mundharmonika gespielt habe), Silly, Lift, Stern Meißen, City und noch manch andere. 

Nun ja, aber nun weiter zum gestrigen Abend. Ich hab gefragt, wo es Karten gibt, die Antwort war: Es gibt keine, es ist ausverkauft. Dann habe ich gemeint, ich bekomme eine Karte. Sie haben gelacht. Ich hab mich daraufhin  erkundigt, wie das Gebäude beschaffen ist, und sie meinten, dass unter anderem die Küche für das Restaurant eine extra Tür habe. Ich bin durch diese Tür geschlüpft, hab kurz mit dem Koch geredet und gemeint, dass ich extra aus Deutschland angereist bin um dieses Konzert zu sehen, beziehungsweise zu hören. Mich im Schlepptau ist er zu seinem Chef gegangen, der hat mir anstandslos eine Karte verkauft, ich hab mein Bändchen um das Handgelenk bekommen und das war’s. Ich bin wieder raus, hab mich an der Schlange angestellt, 20:00 Uhr war Einlass und drin war ich. 

20:30 Uhr ging es los, Zuerst haben die drei Mädchen gespielt, die schon am Nachmittag vor dem Torfhaus ihr Bestes gegeben hatten. Im Anschluss waren fünf Herren  auf der Bühne, drei akustische Gitarren, eine Bassgitarre und ein Schlagzeug.

Insbesondere die fünf haben den Saal gerockt. Es war im übrigen proppenvoll, von Corona keine Spur. Es war ein richtig schöner Abend und ich habe es nicht bereut, dass ich dorthin gegangen bin. Obwohl: verstanden habe ich ja nun mal überhaupt nichts.

Ich hab das ja so gegen 00.30 Uhr geschrieben, Jetzt bin ich das erste Mal aufgewacht, es ist so gegen 6:30 Uhr und mir fällt noch was ein. Die Fahrzeuge auf dem Campingplatz stehen ja teilweise direkt am Fuße des Elfenberges. Auch besteigen viele Leute den Berg. Ob das den Elfen und besonders auch dem Elfenkönig wohl gefallen möchte? Ich glaube nicht. Daher werde ich auch diesen Berg nicht besteigen, aus Respekt vor diesen Wesen.

Bis gegen 9:00 Uhr habe ich geschlafen und nachdem ich noch einen Spaziergang durch den Ort gemacht habe, bin ich losgefahren. Erst mal nur ins Nachbartal, aus dem ich bereits gekommen bin und bevor es die Serpentinen nach oben geht, bei Innra Hvannagil, einem Tal, in dem ein Bach heraus läuft, hab ich den ersten Zwischenstopp eingelegt. Dann bin ich immer am Bachlauf entlang auch manchmal darinnen,zum Teil steil nach oben gelaufen. Der Weg nach oben ist weniger das Problem, sondern nach unten. Man muss höllisch aufpassen dass man da nicht ausgegleitet und im Bach nach unten rodelt. 

Nach dieser schönen Wanderung bin ich die Serpentinen nach oben gefahren, dann auf der anderen Seite wieder nach unten und dort, wo die Straße endlich wieder eben wird, ist auf der rechten Seite ein Parkplatz, von dem aus ein Wanderweg nach Stapavik beginnt. Das ist eine sehr schöne Bucht mit einem besonders schönem, schwarzen, feinen Sandstrand. Dieser Platz geht unbedingt zum Baden ein. Auf dem Weg befinden sich die Ruinen von Torfhäusern, Eidaver. Bereits im 15. Jahrhundert war hier der Osten und speziell dieser Ort  besiedelt.

Kurz vor dem Ziel, oberhalb der ersten, gut begehbaren Bucht, befindet sich eine weitere, ehemalige  Siedlung, die ehemaligen Torfhäuser von Krosshöfdi. 

Ich hab aus dem Bach getrunken, der schließlich als kleiner Wasserfall in die Bucht herab rauscht und hab mich dann auf den Rückweg gemacht. Das waren schon so etwa 3 Stunden hin und zurück, aber ein schöner, nahezu ebener Weg und es hat Spaß gemacht hier zu laufen.

besonders übrigens ist noch zu erwähnen, dass ich auf einmal, wie aus heiterem Himmel, einen Schlag auf den Kopf bekommen habe. Das war der Flügel eine angreifenden Möwe, die ich wohl beim brüten gestört habe. Aber sie hat wahrscheinlich gemeint, dass das gereicht hat und hat mich friedlich weiter ziehen lassen.

Ich bin wieder zurück Richtung Egilstadir gefahren, hab  nur einen ganz kurzen Zwischenstopp an einer Brücke eingelegt, von der die Leute runter in den Fluss gesprungen sind. Schließlich bin auf die 931 gefahren, stehe jetzt im Fljótsdalur, ganz ruhig, ganz allein. Nur der Wind heult und schüttelt mich ein bisschen durch. Vom Auto aus habe ich atemberaubende Ausblicke, egal aus welchem Fenster ich schaue. Das Tal liegt mir sozusagen zu Füßen. Hinter mir das ehemalige Wohnhaus von Gunnar Gunnarson. 

Das Gut Skriðuklaustur wurde im Jahre 1939 im Auftrag des isländischen Schriftstellers Gunnar Gunnarsson (1889-1975) errichtet. Fritz Höger, ein deutscher Architekt und zudem Freund des Schriftstellers, entwarf das Haus sowie die geplanten umliegenden Gebäude des Gutshofes. Die Nebengebäude, hauptsächlich für die Landwirtschaft gedacht, wurden jedoch niemals errichtet. Das Haus steht heute als Denkmal für diesen berühmten isländischen Autor, der nach dreißigjähriger erfolgreicher Schriftstellerkarriere aus Dänemark wohlhabend nach Island zurückkehrte.

Gunnar und seine Frau Franzisca lebten neun Jahre auf dem Gut Skriðuklaustur, bis sie schlieBlich nach Reykjavik zogen. Sie übergaben den Gutshof sowie die Ländereien im Jahre 1948 dem jungen isländischen Staat. 

In den Jahren 1949-1990 wurde auf dem Gut ein landwirtschaftliches Versuchsinstitut betrieben. Seit dem Jahre 2000 betreibt das Gunnar Gunnarsson Institut in Skriðuklaustur ein Kulturzentrum. 

Für die damalige Zeit war der Bau des Gutshauses ein gigantisches Unternehmen. Die Baukosten entsprachen dem Bau von 10 Einfamilienhäusern in Reykjavik. Im Zeitraum von Juni bis Oktober 1939 waren durchschnittlich 20-30 Bauarbeiter beschäftigt sowie Küchenhilfen und andere Hilfskräfte. In den Bauunterlagen sind insgesamt 33.000 Arbeitsstunden und 64 Angestellte verzeichnet.

Auf der Terrassenseite dieses Hauses stehe ich und verbringe hier bestimmt zwei oder drei Nächte. Genau so war es auch im Jahr 2016, hier habe ich auch ein paar Tage vor der Abfahrt der Fähre gestanden. 

Als ich angekommen bin und im vorzüglichen  Restaurant das Kaffeebuffet zu mir genommen habe, habe ich meine Fotos aus 2016 gezeigt und morgen werde ich sie auch der Chefin zeigen. Vielleicht erinnert sie sich. 

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