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13 Oct 2023

Nun beginnt die Heimreise 

Geschlafen hab ich auf dem herrlichen Platz sehr gut und geträumt was es nur geht. Alles Episoden, die 30- 40 Jahre zurückliegenden, von Menschen, die mir irgendwann begegnet sind, von denen ich gar nicht mehr weiß, dass es sie gibt, aber die mein Unterbewusstsein im Traum zu Tage fördert. Woran das wohl liegen mag…

ich bin vorhin noch mal über den Platz geschlendert, hab das schöne Wetter und die Ausblicke genossen und darüber gestaunt, was in den letzten Jahren hier alles neues entstanden ist, insbesondere für Kinder. Kino, Kindergarten, Spielräume, es gibt hier nichts, was man vermissen kann. 

In etwa einer Stunde werde ich losfahren, dann geht es zurück. Auf dem Weg nach Österreich bin ich noch am Beinhaus von Innichen vorbeigekommen.

1931 verfügte das Regime unter Führung des Duce die Auflassung vieler Soldatenfriedhöfe, die zum Teil als Provisorien an den Kriegsschauplätzen des Ersten Weltkriegs errichtet worden waren und nunmehr kaum noch gepflegt wurden. Das eigens eingesetzte Kommissariat für die Ehrung der Gefallenen  sollte dafür Sorge tragen, mehrere Beinhauser errichten. In Slowenien, in Kobarid, steht das größte Als Standorte für diese wurden die 17 vornehmlich von den Kriegshandlungen betroffenen Provinzen ausgewählt von der Provinz Sondrio im Westen über Provinzen Bozen, Trient usw. bis nach Zara im Osten wurden die Gebeine von vielen Tausenden Gefallenen Soldaten umgebettet.

Die architektonische Gestaltung der Beinhäuser lehnte sich dabei an die römische Antike an und entlehnte eine monumentale Stil- und Symbolsprache, die für viele Bauten des faschistischen Regimes typisch war. Mit dieser verfolgte die Regierung die Vereinnahmung des Gedenkens an den Krieg und der damit verbundenen Feiern. Sie wollte eine direkte Verbindung zwischen der Kriegserfahrung und dem Faschismus herstellen und zielte gleichzeitig durch die Heroisierung der für das Vaterland Gefallenen Soldaten auf eine Erziehung zum Kreg.

Durch manipulative Drohung historischer Tatsachen machte das Regime damit auch die im Weltkrieg gefallenen Soldaten zu Vorläufern und Märtyrern der neuen Bewegung.

In den im Gefolge des Weltrieges an Italien gefallenen neuen Provinzen sollten die Beinhäuser gleichsam als stumm-monumentale Wachtposten die Grenzen des Staates beschützen In Südtirol wurden nach Plänen des Architelten Giovanni Greppi (1884-1960) und des Künstlers Gianning Castiglioni (1884-1971) in der Nähe der wichtigsten Grenzübergänge drei Beinhäuser errichtet. im Westen des Landes bei Burgeis (1939), im Norden bei Gossensaß (1937) und im Osten ber Innichen (1939). Die hierher umgebetteten Gebeine stammten aus verschiedenen ehemaligen Soldatenfriedhöfen

Obwohl die Ehrenmäler dem Gedenken der gefallenen italienischen Soldaten gewidmet sind, enthalten sie verschiedentlich auch die sterblichen Überreste von Soldaten der österreichisch- ungarischen Streitkräfte.

Heute sind die Beinhauser Orte des Gedenkens, doch auch mahnendes Beispiel dafür, wie das faschistische Regime die Katastrophe des Weltkriegs zur Verfolgung der eigenen politischen und propagandistischen Ziele zu benutzen versuchte.

Nach diesem kurzen Halt ging es, wieder bei blendendem Wetter, weiter Richtung Lienz und ab dort über die Felberntauernstrasse nach Kitzbühel, von dort zur Autobahn, allerdings nur etwa 30 km, dann über Rosenheim nach Landshut. 

Dort stehe ich jetzt mitten im Zentrum auf dem großen Parkplatz (48.5311339, 12.1442465), auf dem ich schon 2 oder 3 mal gestanden bin und verbringe hier, so denke ich, die letzte Nacht aller meiner diesjährigen Reisen, die mir wieder viel Freude gemacht haben, spannend und lehrreich waren, auf denen ich viele neue Leute kennengelernt habe und insofern meine Erwartungen und Hoffnungen erfüllt haben.

Ich hoffe, dass ihr alle, meine lieben Leserinnen und Leser auch ein bisschen Freude beim lesen gehabt habt. 

Sofern alles so bleibt wie es jetzt ist, mir niemand einen Strich durch die Rechnung macht, wird es im neuen Jahr wieder eine Reise geben.

Lasst es euch gut gehen, bleibt vor allem gesund und verbringt ein schönes Weihnachtsfest. 

Euer Jürgen 

Mein Übernachtungsplatz

Mein Übernachtungsplatz

12 Oct 2023

Die Rückreise steht an

Ich habe auf dem schönen Platz wieder gut geschlafen, die Nacht war kalt, ich hab vorhin die Heizung angemacht damit ich einen schönen Morgen verbringen kann. Die Sonne scheint durch meine Bullaugen, es ist Zeit, aufzustehen.

Gestern, nachdem ich zu Abend gespeist habe, ist der junge Mann aus Mannheim von seiner Wanderung zurück gekommen, wir haben uns wieder unterhalten, er hat berichtet von den Wegen und Klettersteigen, die er gegangen ist und auch davon, dass es anstrengend war und nun die Knie weh tun. Das kenne ich aus eigenem Erleben, gerade auch von meiner letzten Wanderung auf den Predigerstuhl in Norwegen. Ein Sandwich hab ich ihm angeboten, aber das hat er freundlich abgelehnt, da er sich schon auf seine Spaghetti gefreut hatte. Nun ja.

Der Oktober war ja bisher, insbesondere auf meiner Reise, wunderschön, gestern am Abend hab ich mich mal mit dem weiteren Wetter befasst, insbesondere der Bereich meiner weiteren Route durch Österreich. Im Bereich der Felberntauern wird sich das Wetter ab Sonntag ändern, mit Minusgraden und Schnee. Da ich, was den Felberntaurntunnel betrifft, vor paar Jahren schlechte Erfahrungen gemacht hatte, hochzu alles noch gut, nach der Durchfahrt alles weiß, mein Magirus ist über die Straße geschlittert, mit Ach und Krach hab ich ihn zum stehen gebracht. Stand ein paar Stunden, bis der Winterdienst Ordnung geschaffen hatte. Das möchte ich nicht wieder erleben, daher muss ich, bevor die Wetterlage sich ändert, sozusagen wieder im Flachland sein.

Morgen, spätestens übermorgen muss ich das also geschafft haben. Es ist also Zeit, die Rückreise in Angriff zu nehmen. Alles weitere später.

Nach einem kleinen Frühstück bin ich schließlich aufgebrochen und nur wenige Kilometer gefahren, zum Bunkermuseum Toblach. Leider aber war das Museum geschlossen, 

Mit der Einkehr des Faschismus kamen dunkle Zeiten auf Italien und besonders Südtirol zu. In Widerspiegelung der dem Faschismus eigenen nationalistischen und chauvinistischen Ideologie wurde die Grenze gesperrt. Dadurch wurden alte historische und auch verwandtschaftliche Bande über die Grenze hinweg getrennt, und der vor dem Krieg gerade erst erblühte Fremdenverkehr kam zum Erliegen. Es folgten Jahre der Unterdrückung und der Unfreiheit. Seit dem Beginn erstarkte auch in Deutschland ein ähnliches Regime, der Nationalsozialismus. In seiner unweigerlichen Zusteuerung auf einen neuerlichen Weltkrieg, annektierte Adolf Hitler 1938 auch Österreich. Österreich war bis dahin ein Satellitenstaat des faschistischen Italien, die Angliederung an Deutschland wurde durch den Verlust der Pufferzone nach Norden von vielen in Italien als Bedrohung angesehen. Obwohl gerade dieser Umstand zum Bündnis zwischen Deutschland und Italien, der Achse Berlin-Rom führte, veranlasste das italienische Heer den Bau des so genannten „Alpenwalles“ entlang der neuen Grenze zu Deutschland, am Reschen, am Brenner und in Winnebach. Der „Alpenwall“ sollte aus Tausenden von betonierten, vorwiegend unterirdischen Befestigungsanlagen bestehen und den italienischen Faschismus gegen jegliche äußere Gefahr abschirmen und beschützen. Aufgrund der unmittelbaren Grenznähe wurde ab 1938 allein im Hochpustertal eine Unmenge von Bunkern geplant. Bis 1942 wurden im Hochpustertal in Innichen, Sexten und Toblach fast 50 dieser Betonriesen erbaut.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges hatte der Welt jedoch leider keinen kompletten Frieden gebracht – im Gegenteil, der West-Ost-Gegensatz hatte zu einem permanenten Vorkriegszustand, dem so genannten „Kalten Krieg“ geführt. Die NATO und der Warschauer Pakt belauerten sich argwöhnisch, mehr als einmal stand die Welt kurz vor dem Abgrund eines dritten Weltkrieges (wie jetzt wieder). Aus diesem Grund wurden die Bunkeranlagen des „Alpenwalles“ ab Mitte der 1950er Jahre vom italienischen Heer fertig gestellt und instand gesetzt. Das Pustertal stellte für die Sowjets und ihre Verbündeten in jenen Jahren eben eine der wenigen gangbaren Routen durch die Alpen in die norditalienische Tiefebene dar. Im Ernstfall drohte dem Pustertal tatsächlich der Durchmarsch von Tausenden Panzern und Hunderttausenden Soldaten. Die atomare Apokalypse winkte damals von Schabs in der Nähe von Brixen durch dort stationierte amerikanische Kurzstreckenraketen, hätte eine solche von Osten kommender Invasion nicht aufgehalten werden können. Das Hochpustertal wäre im Ernstfall von der NATO mit Atomsprengköpfen beschossen worden. Die Bunker unterlagen deshalb strengster Geheimhaltung. Es herrschte absolutes Film- und Fotografieverbot außerhalb der Ortschaften Innichen und Toblach: Ein „Selfie“ auf dem Radweg? Damals undenkbar. In der Tat fanden noch in den 1980er Jahren umfangreiche Spionagetätigkeiten statt, wie aus Stasi-Akten hervorgeht. Mit dem Fall der Berliner Mauer kam es auch zum Ende des Kalten Krieges und somit verloren auch die Bunkeranlagen ihre Bedeutung.

Ich bin weiter gefahren, nochmals nach Sexten, bin mit dem Lift auf den Monte Elmo gefahren und sitze jetzt im dortigen Restaurant bei Radler und Kaiserschmarren…

Sozusagen als krönender Abschluss des Tages, aber auch der Reise, bin ich heute noch einmal auf dem herrlichen Campingplatz in Sexten gefahren. Morgen beginnt dann die Heimfahrt, durch Österreich und dann bin ich wieder in dem Land, in welchem mich die Politik abstößt, in dem ich aber auch zu Hause bin und Freunde und die Mama habe. 

Mein Übernachtungsplatz mit Blick auf die 3 Zinnen

Mein Übernachtungsplatz mit Blick auf die 3 Zinnen

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