Reise Island Teil 1
Noch ein bisschen in Húsavik
Etwas wichtiges habe ich ja gestern noch vergessen zu erzählen. Dort, wo ich am Hafen gestanden bin, kamen zwei Motorradfahrer, einer mit einem Seil hinten dran, der andere hinten dran. Der eine hat versucht den anderen anzuziehen, es hat aber nicht geklappt. Unmittelbar neben meinem Fahrzeug haben die beiden schließlich gehalten, ich hab mich dazu gesellt und versucht, zu helfen. Das eine Fahrzeug bekam irgendwie keinen Strom, ich hab dann meine bescheidenen Kenntnisse beigesteuert sowie mein reichhaltiges Werkzeug. Sie haben ein bisschen repariert, Zündschloss abgebaut, mit meinem Messgerät die Spannung gemessen, Spannung war da, aber am Anzeigeinstrument hat es nichts angezeigt. Vielleicht 1 Stunde haben die beiden in meinem Beisein gewerkelt bis schließlich die Idee aufgekommen ist, mal die Anschlüsse der Batterie zu prüfen. Und siehe da, es war das gleiche wie vor einigen Tagen bei mir, ein Kontakt war lose, sobald er angezogen war ist die Maschine angesprungen und hat geschnurrt wie eine Katze. Sie haben sich bei mir bedankt und sind dann davon gebraust.
Ich hatte dann die Idee, 3 km weiter oberhalb des Ortes an einen schönen See zu fahren, das hab ich auch gemacht und wollte dort die Nacht verbringen. Inzwischen aber hab ich noch ein bisschen im Internet recherchiert und festgestellt, dass hier ein neues Bad gebaut wurde, mit sehr schönem Becken zum Wasser zeigend, bis 24 Uhr geöffnet. Da habe ich mir gedacht, da fahr ich lieber mal dorthin. Gesagt getan.
Das waren wiederum nur 4 km, als ich dort angekommen bin, freudestrahlend nach innen gegangen bin, wurde mir gesagt, dass in 20 Minuten geschlossen ist. Es war 10:40 Uhr. Da habe ich Ihnen im Internet gezeigt, dass doch eigentlich bis 24 Uhr offen ist, aber das war nicht die Internetseite des Bades, sondern irgendeine andere. Und die haben halt eine falsche Angabe veröffentlicht.
Dann bin ich halt wieder zum Hafen gefahren und hab dort die Nacht verbracht Mit dem festen Vorsatz, am nächsten Morgen 11:00 Uhr, zur Öffnung, hier zu sein, um dann dieses zu besuchen.
Nach einer ruhigen und schönen Nacht habe ich das am Morgen auch gemacht, bin hier her gefahren, habe mich immerhin fast 2 Stunden in diesem Bad aufgehalten, sitze jetzt noch dort und schreibe euch.
Das Bad ist wirklich sehr schön, man kann darin auch schwimmen, die Becken sind unterschiedlich warm, eine Sauna ist auch da (ich war sogar 1 Minute drin) und das Besondere ist der Blick auf das Meer. Wenn man Glück hat kann man Wale beobachten, aber dieses Glück war mir nicht vergönnt. Ich hab zwar in der Ferne irgend so etwas gesehen und hätte mir einreden können, dass dies ein Wal sei, aber ich glaube eher es war nichts.
Ihr müsst jetzt weiterlesen bei Reise 2021 Teil 2, ich habe die maximale Anzahl der Blogs erreicht, 99….
Vielleicht noch so viel. Mein Schweizer Bekannter, Meinrad, weilt auch gerade in Húsavik. Wir waren zusammen in dieser schönen Gaststätte am Hafen essen, ich habe Fisch gegessen, er Fischsuppe. Allerdings war es nicht einfach einen Platz zu bekommen, alles war voll, beziehungsweise reserviert. Was tun (hat schon Lenin gefragt)? Ich habe gesagt, ich hab doch gestern angerufen und reserviert. Er soll halt in seinem Buch nachgucken. Das hat er getan, aber natürlich meinen Namen nicht gefunden. Daraufhin habe ich gesagt, ja, da ist euch wohl ein Fehler unterlaufen? Er ist zu seinem Chef gegangen, hat den Vorfall geschildert, und siehe da, schon hatten wir einen Tisch. Wunderbar! Heute Abend, 20:00 Uhr, geht es dann noch mit dem Schiff raus zur Walbeobachtung… Ich bin gespannt, ob ich diesmal mehr sehe als das letzte Mal, 2016…
Die Fahrt zu den Walen ist vorbei, ein paar habe ich zu Gesicht bekommen, ein paar sogar fotografieren können. Trotzdem waren sie relativ weit weg und irgendwie ist so etwas nicht das, was ich mir vorstelle. Meinrad hat Wale zufällig in den Westfjorden gesehen und erleben können, eben diese zufällige Begegnung macht den Reiz aus. Nicht diese Pseudojagd mit dem Fotoapparat und mit röhrenden Motoren auf diese geplagten Geschöpfe, die sich wahrscheinlich durch den Lärm nur belästigt fühlen. Noch mal mache ich sowas nicht. Jetzt werde ich mich zur Ruhe begeben und ich hoffe, die Wale haben jetzt auch ihre Ruhe.
Noch mal nach Husavik
Bei absolute Ruhe habe ich auf dem Parkplatz des Wasserfalls geschlafen. Was, so sagte mir eine Rancherin am Godavoss,, eigentlich verboten sei… Nicht dass ich ruhig schlafen, sondern das übernachten auf dem Parkplatz. Nun ja, mit Verboten habe ich es nicht so.
Gegen 8:00 Uhr bin ich abgefahren, noch 4 km auf der Hochlandpiste bis zur Sand/Schotterstraße, die aber sehr gut war und die sich genauso gut fallen lässt wie auf Asphalt. Zügig ging es zur Ringstraße, der 1, nach rechts bin ich abgebogen und schon war der große Parkplatz des Godavoss erreicht.
Ich hab ihn nochmals von allen Seiten betrachtet, der Vorteil war, dass es zum einen früh am Morgen war, zum anderen dass die Sonne geschienen hat. Insofern konnte ich ein paar Fotos mit Regenbogen machen… Zum Wasserfall selber gibt es nichts weiter zu sagen, das habe ich alles schon auf der Hinfahrt geschrieben.
Das schöne Wetter soll übrigens noch ein paar Tage andauern. Ich überlege noch, ob ich dann noch zum mit dem Schiff zum Wale beobachten fahre, aber in diesem Moment ist im Hafen von Husavik ein Boot eingelaufen, die Leute stehen drauf wie die Heringe. Das ist ja nun gar nichts für mich. Also werde ich es lassen.
Ihr seht, ich habe Husavik erreicht, das waren nur knapp 50 km vom Wasserfall. Ich stehe wieder direkt am Wasser und werde hier auch die Nacht verbringen.
Gerade bin ich im Walmuseum der Stadt, um meine Kenntnisse über die Wale wieder etwas aufzufrischen. Ich weiß es nicht ob ihr es wisst, aber der Blauwal ist das größte Tier was jemals die Erde, beziehungsweise das Wasser bevölkert hat. Bis zu 33 m lang, bis zu 190 t schwer. Seine Nahrung sind irgendwelche Krabben oder Krebse. Oder noch etwas interessantes: die Zunge des Grönlandwales wiegt allein 1 t.
Hier gibt es Angaben über 14 verschiedene Walarten, von manchen habe ich noch nie etwas gehört. Allein der Zwergwal, der kleinste, ist immerhin 10 m lang und wiegt 9,2 t… Das ausgestellte Skelett das Blauwals, ist 25 m lang. Das ist das größte Ausstellungsstück im Museum.
Wale haben die Menschen schon immer in ihren Bann gezogen, es gibt viele Geschichten und auch Abbildungen von Ihnen. So gibt es zum Beispiel die Felszeichnungen bei Leiknes in Nordnorwegen, hier ist ein Schwertwal mit einer Länge von 7,60 m eingeritzt. Die Zeichnung ist wahrscheinlich etwa 10.000 Jahre alt.
Oder die Geschichte des irischen Heiligen Brendan, der am sechsten Jahrhundert lebte. Er singt auf dem Rücken eines Wales, der auf Gottes Befehl aus dem Meer auftaucht, die Ostermesse.
Im Landnahmebuch und in 17 Isländesagas werden Wale erwähnt.. Es lässt sich heute jedoch nur in den seltensten Fällen sagen, um welche Art es sich dabei handelt.
Ein gestrandeter Wal löste oft Streitereien zwischen Nachbarn aus, die zuweilen in blutigen Kampfen endeten. Es wurden deshalb schon früh Gesetze über das Besitzrecht von Strandgut erlassen, die in den alten Gesetzbüchern und Briefsammlungen zu finden sind.
Auch von Walstrandungen wird in Island genau Buch geführt, die erste Aufzeichnung mit Artenangabe, einem Narval, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Laut diesen Aufzeichnungen waren es insgesamt 20 Arten, die innerhalb der vergangenen 1000 Jahre gestrandet sind, einschließlich des inzwischen sehr selten gewordenen nördlichen Glattwales.
Aber auch zu den Ursachen von Strandungen wird etwas gesagt, mögliche Ursachen sollen Parasitenbefall, Küstenbeschaffenheit, Wetterverhältnisse, geomagnetische Abweichungen im Magnetfeld der Erde, soziale Zusammenhalt (bei Massenstrandungen) und Algenblüte eine Rolle spielen. Auch reagieren viele Wale sehr stark auf unangenehme Geräusche, so zum Beispiel bei U-Booten, oder insgesamt beim Schiffsverkehr.
Mittlerweile gelingt es, zwischen 60% und 80 % der Gruppe, die gestrandet ist, zu retten. Bis Mitte der achtziger Jahre hatten gestrandete Wale kaum eine Chance zu überleben. Allerdings verhindert der starke soziale Zusammenhalt der Tiere oftmals eine erfolgreiche Rettung. Sofern das Leittier gestrandet ist, kommen die anderen, bereits geretteten Tiere, wieder zurück zum Strand.
Besonders interessant sind auch die Gesänge der Wale, die Unterhaltungen die sie miteinander führen. Denn alle Wahlarten leben in Gruppen mit dem bereits erwähntem starken sozialen Zusammenhalt.
Natürlich hat auch das Paarungsverhalten seine Besonderheiten, manchmal im Stehen, manchmal muss ein Dritter (beim Grauwal) mithelfen. Es ist eben gar nicht so einfach im Wasser, noch dazu bei dieser Größe.
Im Hochland
Pünktlich um 8:00 Uhr stand ich beim Bäcker um dieses wunderbare Sauerteigbrot mit Rosinen zu kaufen. 8:00 Uhr sollte geöffnet sein, es war aber geschlossen, ein Zettel hängt dran mit der Aufschrift, dass später geöffnet wird. Wann? Keine Ahnung. Da bin ich wieder zum Auto zurück, bin tanken gefahren und als ich das erledigt hatte, bin ich wieder zum Bäcker, da hatte er offen.
Ich hab das Brot gekauft und los ging’s Richtung Hochland. Die 821 entlang, die dann übergeht in die F 821. Und das „F“ trägt sie zurecht. Die Straße ist sehr holprig, steinig, einige Bäche sind zur queren und schließlich windet sie sich ins Hochland empor. Serpentinen, teilweise Gefälle zwischen 20% und 25% %, auch der Untergrund auf den steilen Abschnitten ist steinig, so dass die Räder kaum griffen. Einmal stand ich fast auf der Stelle und die Steine sind einfach nach hinten weg gespritzt. Schließlich aber haben die Räder gegriffen und weiter ging’s. Ich bin übrigens die gesamte Tour durch das Hochland mit Geländeuntersetzung gefahren.
Das Grün wechselte zum grau-braunen Vulkanascheton, das Hochland ist hier bedeckt mit Vulkanasche und Steinen.
Auf der F Straße waren es ungefähr 40 km die ich zurücklegen musste, in reichlich 5 Stunden hatte ich es geschafft. Kaum angekommen habe ich mich in das dort vorhandene herrliche Bad gelegt und hab den Staub der Hinfahrt abgewaschen.
Danach habe ich eine Brotzeit gemacht und weiter ging es, diesmal die F 881 in Richtung Godavoss. Diese Straße mündet schließlich in die F 26, in die ich nach links eingebogen bin. Wieder waren einige Bäche zu queren, wieder war die Straße teilweise sandig, ausgefahren und steinig. Man konnte hier etwas schneller fahren, die Qualität war etwas besser als die Straße, die ich am Morgen gefahren bin. Schließlich war es schon nach 19:00 Uhr als ich nach etwa 85 km rechter Hand den Ingvararfoss entdeckt und besucht habe. Die Zufahrt, etwa 1 km, war halsbrecherisch, hier konnte man wirklich nur im Schritttempo fahren. Und selbst das war zu schnell.
Ein paar 100 m bin ich weitergefahren zum nächsten Wasserfall, einem der bekanntesten Islands, dem Aldeyjarfoss, der besonders durch seine ihn einrahmenden Basaltsäulen besticht. Ich hatte zum einen das Glück, dass ich am Abend hier war, zum anderen, dass die Sonne schien. Insofern konnte ich ihn samt Regenbogen betrachten.
Auf dem Parkplatz werde ich die Nacht verbringen nach diesem doch sehr anstrengenden Tag (insbesondere für mein Auto). Das Auto hat jetzt übrigens einen Namen bekommen, mein erstes war das Nashorn, dass zweite der Wolf und das ist jetzt der Elch. Denn Irgendwie schaut das Auto von vorn aus wie ein Elchkopf…
Wieder in Akureyri
Geschlafen habe ich wieder gut, am Morgen fing es an zu regnen. Ich bin nach den allgemeinen morgendlichen Verrichtungen zu dem gleichen Geschäft gefahren, indem ich gestern den Spaten gekauft hatte. Um mich dort nach einem Anker umzusehen, an den ich mangels anderer Gelegenheit das Windenseil anschließen kann um mich gegebenenfalls selbst heraus ziehen zu können (Ich denke da nur an die Begebenheit auf der Straße zum Gletscher auf den Westfjorden…). Und siehe da, in Ihrem Fundus (angeschlossen ist eine Schlosserei) haben wir eine achteckige, gehärtete Stahlstange gefunden, die noch dazu im oberen Bereich gekröpft war. Der Schlosser hat, mit unheimlich viel Mühe, eine abgerundete Spitze geschliffen (da hat man gemerkt, was für eine gute Qualität dieser Stahl hat), ich habe sie für 80 € erstanden und dazu musste ich aber noch einen Vorschlaghammer kaufen, Was ich im selben Geschäft getätigt habe (ich habe auch Rabatt bekommen).
Auf der Weiterfahrt bin ich an dem Daily vorbeigefahren, den ich gestern schon gesehen hatte, er stand auf dem Parkplatz des Fischereimuseum. Stracks ging es nach Dalvik und bei unerträglichem Gestank (nach Millionen alter Fischköpfe) hab ich ihn im Heimatmuseum besucht, Jóhann Kristinn Pétursson, auch bekannt als isländischer Riese oder Wikinger-Riese. Er war ein isländischer Zirkusartist und Schauspieler, der auf seinem Höhepunkt 2,34 Meter hoch und 163 Kilogramm schwer war. Neben ihm bin ich mir wie ein Zwerg vorgekommen…
Ich hab mich gar nicht lange aufgehalten, sondern bin, bei Regenwetter, gleich weiter gefahren, nach Akureyri, In Richtung besseres Wetter. Auf der Herfahrt war ich bereits hier, wollte von hier aus nach Laugafell ins Hochland fahren, der Weg war aber damals noch geschlossen. Jetzt ist er offen und nachdem sich meine Reise so ein bisschen schon dem Ende nähert, will ich das noch machen. Morgen.
Ich habe bis jetzt, in fast allen Tankstellen, Baumärkten und sonstigen Läden nach einem Warndreieck gefragt, das fehlt nämlich. Gerade als ich damals auf der Straße den Reifen beziehungsweise das Rad wechseln musste, wäre es bitter nötig gewesen. Bis jetzt habe ich kein Warndreieck gefunden. Aber hier, es gibt hier einen Laden, der spezialisiert ist auf Autozubehör, da habe ich endlich eins bekommen. Ich erwähne das nur, weil unmittelbar nach mir ein Toyota angebraust kam, Insassen: ein österreichisches Paar. Rechtsanwälte. Sie haben Probleme mit der Batterie, die ist kaputt. Und ich habe Ihnen diese Batterie aus- in wieder eingebaut, der Mann war recht klein, überdies wäre es für ihn wahrscheinlich zu schwer gewesen. Außerdem haben die Abmaße der Batterie zwar gepasst, aber es war eine Batterie, die im Bodenbereich verankert wird. Und er hatte unten eine glatte Batterie. Und diese vorstehende Kante hat nicht in die Aussparung gepasst. Also habe ich ihm die Kante abgesägt, so dass er diese Batterie tatsächlich auch verwenden konnte. Wir sind ins Gespräch gekommen, sie sind erst vor etwa zwei Jahren von einer dreijährigen Reise zurückgekommen, die hat sie geführt von Feuerland bis Alaska. 100.000 km. Wahnsinn! Das wäre auch noch mal ein Traum von mir. Ich stehe wieder unmittelbar am Wasser, aber nicht mehr so nah an der Straße wir das letzte Mal und werde hier auch die Nacht verbringen.
Weiter Richtung Dalvík
Ich bin schon sehr zeitig schlafen gegangen, das war noch vor 21:00 Uhr. Regenschauer haben mich allerdings gegen Mitternacht wieder geweckt, da musste ich erst mal wieder etwas längere Zeit lesen, um dann doch noch mal einschlafen zu können.
Gegen 8:00 Uhr habe ich Hólar verlassen, mein erster, doch recht kurzer Weg hat mich zur Krafarkirkja geführt, die sich nur 100 m rechts von 76 befindet.
Ursprünglich gab es neben der Kirche noch weitere Torfhäuser, die sind aber nicht mehr da. Der Bischof von Hólar, Gísli Porlálaksson, hat diese kleine Kirche Mitte des 17. Jahrhundert. anstelle einer älteren Kapelle errichten lassen. Leider konnte man nicht hinein gehen, denn insbesondere der geschnitzte Altar ist sehr sehenswert. Die Kirche wurde 1765 entweiht, da sie damals ihren Zweck nicht mehr erfüllen konnte. Zum einen mangels Besucher, zum anderen infolge Baufälligkeit.
Die Kirche, so wie sie jetzt aussieht, wurde in den 1960ger Jahren wieder aufgebaut und instandbesetzten, der kreisrunde Kirchhof entspricht ebenfalls dem historischem Vorbild.
Wiederum ging es nur ein paar Kilometer weiter, nach Hof zu Haus, einem kleinen Küstenort mit einem ganz gut gemachten Auswanderermuseum. Das einzige Problem dabei ist, es ist neu beschriftet in isländisch und Englisch, Deutsch fehlt. Das ist insbesondere deswegen schade, da mein Englisch bei weiten nicht ausreicht, zu verstehen, was da geschrieben ist… Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sind sehr viele Isländer aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage ausgewandert, insbesondere nach Kanada, die USA und Brasilien. Im Museum werden sowohl die Gründe aufgeführt, als auch das gesamte Procedere der Auswanderung sowie der Einwanderung anschaulich dargestellt.
Nun habe ich den Endpunkt der heutigen Fahrt erreicht, Siglufjördur.
„Kaum etwas hat das Schicksal der Isländer in diesem Jahrhundert so beeinflusst wie der Hering, und ohne den Hering hätte sich hier wohl kaum eine solche moderne Gesellschaft entwickelt, wie wir sie heute kennen“. So ist es im isländischen Geschichtsatlas vermerkt. Um die Jahrhundertwende (1900) fand eine neue Technik Eingang in die isländische Fischerei. Mit der Einfuhr von Motorbooten und leistungsstarken Fanggeräten begannen großangelegte Dorsch– und Heringsfänge. Ein neues Zeitalter brach an mit rapiden gesellschaftlichen Veränderungen. Jahrhundertlange Stagnation und Armut hatten ein Ende. Die guten Heringssommer während der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren, als die ausländischen Märkte zusammenbrachen, sicherten vermutlich die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Nation und trugen dazu bei, dass die Isländer 1944 nach fünf Jahrhunderten dänischer Oberherrschaft endlich ihre volle Unabhängigkeit erlangten.
Die Norweger waren die ersten, die in dieser Stadt einen groß angelegten Heringsfang sowie die Verarbeitung des Herings einführten. Dies begann Ende des 19. Jahrhunderts. Die Isländer machten sich die neue Technik der Heringsfangs und seiner Verarbeitung zu eigen, nahmen nach und nach den Fang, die Verarbeitung und den Absatz selbst in die Hand und 1916 wurden bereits 200.000 Fässer Salzhering exportiert.
Die meisten Heringe in Island wurden in Siglufjördur gefangen und verarbeitet. Innerhalb von 40 Jahren wurde aus dem kleinen Fischerdorf mit nur wenigen Einwohnern die fünf größte Ortschaft des Landes mit einer Bevölkerung von über 3000 Menschen. Hier dreht sich alles um den Hering. Lange war Siglufjördur Einer der wichtigsten Hilfen des Landes und einige Jahre lang machen die Heringsexporte aus dieser kleinen Ortschaft über 20 % der isländischen Gesamtexporte aus.
Nun aber, der Hering kommt, der Hering geht… Mitte des vergangenen Jahrhunderts verlagern sich die Heringsfänge nach dem Osten und 1965 wurden sie vor Nordisland aufgrund der kalten Wassertemperaturen ganz eingestellt. 1969 beschloss der Hering, zu verschwinden. Die goldene Zeit des Heringsrausches war zu Ende. Mittlerweile im übrigen haben sich die Bestände infolge des strengen Schutzes wieder erholt.
Die Roaldsaracke, benannt nach ihren Erbauern, in der mittlerweile ein Teil des Heringsmuseums angesiedelt ist, wurde 1907 erbaut. 1968 wurde hier zum letzten Mal Hering eingesalzen. Es handelt sich um ein typisches Kailagerhaus und es war zweifellos das solideste aller hier errichteten Heringshäuser. Das Gebäude war zur Hälfte über dem Wasser erbaut und das Erdgeschoss war gleichzeitig Teil der Station, Arbeitsstelle und Vorratslager in einem. Im ersten Stock befanden sich die Büros und der zweite Stock diente von Anfang an als Wohnraum.
Jetzt ist dieses Städtchen ein liebenswerter Ort und die Touristen kommen gerne hierher. Ich war ja 2016 auch hier und hatte mir vorgenommen, diesen Ort nochmals zu besuchen.
Ihr wisst ja, mein geliebter Spaten ist flöten gegangen. Natürlich durch die eigene Dummheit. Um diesen Verlust auszugleichen, habe ich hier einen stabilen und hochwertigen Sparten erstanden, der den belgischen Pioniersparten allerdings nur zum Teil ersetzt, aber damit muss ich leben…
Ich sitze jetzt in der Pizzeria und alle sprechen deutsch… ein Serbe, zwei Österreicherinnen… die Welt ist klein.