Noch in Danzig
Am Morgen bin ich nach einer relativ ruhigen Nacht, unterbrochen von einem Gewitter und Krämpfen, schließlich doch aufgestanden und habe mir eine Fahrt zur Westerplatte gegönnt. Eine weite Strecke führte an der Werft vorbei, in welcher dazumal das Unheil begann, das Ende des glorreichen Sozialismus stalinscher Prägung eingeleitet wurde.
Danach bin durch die Stadt geschlendert, das Wetter im übrigen ist heute durchwachsen, ein klein wenig sanfter Regen, ein bisschen blauer Himmel und ansonsten bedeckt.
Mein erster Weg führte mich in die Kathedrale, den größten aus Ziegeln bestehenden Sakralbau der Welt.
Der Grundstein zur heutigen Kirche wurde an 23, März 1363 gelegt. Die innerhalb von 20 Jahren erbaute Basilika erwies sich als zu klein. 1379 begann man den Bau des Chors und des Querschiffs als eine Hallenkirche mit den nach innen eingezogenen Stützpfeilern. Der Bau wurde durch die schönen Giebel abgeschlossen (1440-1446).
Nach der „Befreiung“ von der Macht des Deutschen Ordens wurde der Turm erhöht (1466) und das Langhaus auch zu einer Halle umgebaut (1484-1498). Bis 1502 wurden die Gewölbe gelegt und damit war die größte Backsteinkirche der Welt fertig und mit der herrlichen Innenausstattung (47 Altäre) ausgefüllt.
Die Bilderstürmer wirkten hier nicht, weil die Kirche unter dem Patronat der Polenkönige stand. Das Jahr 1945 brachte erhebliche Schäden.
Der Wiederaufbau war ein riesiges Unternehmen (es fehlt noch ein Dachreiter und einige Giebelteile vom Süden). Von den 21 erhaltenen Altären kamen 13 zurück, der Rest ist in verschiedenen Museen von Warschau, Danzig und Berlin verstreut. Ein Teil der berühmten Sammlung mittelalterlicher Priestergewänder wurde nach Deutschland verschleppt. Zwei Glocken, die man während des Krieges nicht umzuschmelzen vermochte, bleiben noch in Deutschland. Die Inschrift an einer dieser Glocken (Osanna) bezeichnet Sigismund III. als den „Vater des Vaterlandes". Sehr wertvoll sind: der Hauptaltar (mit der Krönung Mariä), sowie die Altäre Hl. Adrian, HI. Barbara, HI. Nikolaus, HI. Dorothea usw. Der älteste Altar der Hl. Elisabeth (um 1400) bleibt bis heute im Museum, genauso wie das berühmteste Kunstwerk aus dieser Kirche - das Triptychon mit dem Jüngsten Gericht von Hans Memling.
Die astronomische Uhr von Hans Düringer (1470), die ihre alten Funktionen wiedererlangte, war einst die größste in der Welt (heute die zweitgrößte). An der Tafel der Zehn Gebote (1485) kann man die Tugenden und Sünden betrachten. Von dem 78 m hohen, begehbaren Turm kann man die Stadt von oben betrachten.
Dann habe ich mich in eines der unzähligen Restaurants gesetzt, natürlich außen, habe noch mal Spaghetti Aglio Olio gegessen und einen Salat Caprese, aber ohne Käse.
Ich habe, die Warnung hat mich gerade erreicht, leider Zahl der Blocks (99) aufgebraucht, ich muss also, um euch weiter schreiben zu können, einen Teil drei eröffnen. Also: weiter geht es auf Teil 3
Nach Danzig
Am späten Vormittag bin ich aufgebrochen, habe als Ziel die freie Reichsstadt Danzig im Auge gehabt und diese auch am späten Nachmittag erreicht. Nun ist Danzig ja eine historisch bedeutsame Stadt, zum einen hat sie bis auf die Jahre nach dem Krieg, zu Deutschland gehört, im Ergebnis des ersten Weltkriegs war sie eine selbstbestimmte Einheit und letztlich der Zankapfel, der zum zweiten Weltkrieg geführt hat. Hier hat er begonnen, die Schleswig Holstein hat die Westernplatte beschossen, das waren die ersten Schüsse im zweiten Weltkrieg.
Aber ich will euch nicht mit der Geschichte Danzigs und mit der Geschichte des Beginns des Zweiten Weltkrieges langweilen, wer sich dafür interessiert, der kann das völlig unproblematisch nachlesen.
Die Fahrt selber war unspektakulär, allerdings waren immer wieder große Straßenbaustellen zu sehen, Autobahnen werden gebaut, hier scheint das Geld im Überfluss da zu sein. Da fragt man sich natürlich, wo es herkommt. Und hat auch schon eine Antwort parat, aber auch damit will ich euch nicht langweilen.
Ich bin durch die Altstadt geschlendert, mein Parkplatz ist nur 400 m vom Zentrum entfernt, 24 Stunden lang wird er überwacht.
Jetzt sitze ich in einem Restaurant und warte auf mein Essen… Es gab Spaghetti Aglio, Olio, einen gemischten Salat und es hat wunderbar geschmeckt. Jetzt bin ich im Auto, werde noch lesen und mich dann zur Nachtruhe begeben.
Nach Polen
Am Morgen habe ich die drei in einem Hotel zum Frühstück eingeladen, alle haben sich am Buffet den Bauch voll geschlagen. Dann haben wir eine schöne Runde Minigolf gespielt, der Sieger schreibt gerade Tagebuch… wir sind noch mal zur Promenade gegangen, und dort haben wir uns verabschiedet. Inzwischen war es schon Nachmittag, bis zur Grenze waren es nur 50 km, und schon war ich auf polnischer Seite.
Man merkt schon deutlich einen Unterschied, es geht bei den Straßen los und hört bei den Gebäuden auf.
Gelandet bin ich schließlich in Kolberg, man kennt sicher den gleichnamigen Film, die teuerste Produktion der UFA und ein Herzenswunsch von Goebbels. In der Hauptrolle Heinrich George, der Vater von Götz George. Diese Rolle hat ihn schließlich das Leben gekostet, er ist in russischer Gefangenschaft gestorben, man hat ihm das Heldenpathos übel genommen.
Ich nächtige auf der Salzinsel, bevor ich zu Abend gegessen habe, bin ich noch zur kleinen Festung gegangen.
Jetzt bereite ich mich auf die Nachtruhe vor, ich wollte euch aber auf jeden Fall noch schreiben.
In Zinnowitz
Auf dem Parkplatz, auf dem ich gestanden bin, wäre eine Übernachtung möglich gewesen, aber ich bin dann doch noch ein paar Kilometer Richtung Koserow (da hab ich mit meiner Mama als Kind mal einen Urlaub verbracht, in einem doch recht schäbigen Zimmer, Plumpsklo und einer Versorgung, auf der es die ganze Zeit nur ranzige Butter gegeben hat) gefahren. Dort befindet sich ein kleines Autokino, das ist gleichzeitig eine Art Übernachtungsplatz (54.0630736, 13.9816492).
In Zinnowitz selber ist es eine Katastrophe, alle Parkplätze sind recht teuer, einen gebührenfreien Platz habe ich nirgendwo entdeckt und insbesondere keinen Platz, wo ich schön mit dem Fahrzeug hätte stehen können. Insofern hier mehr oder weniger alles nur auf den Tourismus abgestellt, die Ostsee verschafft den Leuten hier das Geld, nicht zu knapp.
Am Morgen war ich in der Ostsee schwimmen, das Wasser war von der Temperatur her angenehm, allerdings vom Strand bis etwa 20 m hinein war es weniger Wasser, sondern eine Art Gemüsebrühe. Alles grün.
ich bin dann wieder abgefahren, und stehe jetzt, eigentlich recht gut, am Ende einer Sackstraße direkt gegenüber der Bernsteintherme und hoffe, dass ich da stehen bleiben kann. Versuchen kann ich es. Mit Markus, Onno und Ede ist erst am Nachmittag zu rechnen. Indirekt gegenüber sich befindlichen Backstube setze ich gerade, habe einen Kaffee getrunken (!) Und ein Stück russischen (!!) Zupfkuchen gegessen.
Das Wetter im übrigen ist herrlich, Sonne scheint, nicht allzu warm, also gerade richtig…
Nochmals Richtung Norden
Nachdem ich nun wieder ein paar Tage zu Hause gewesen bin, Antygl hinter mir gelassen habe (das Wetter wurde dann doch etwas unschön, so dass ich wieder zurück nach Hause gefahren bin), habe ich mich entschlossen, nachdem das Wetter sich gebessert hatte, nochmals eine Reise Richtung Norden anzutreten, allerdings nicht nach Skandinavien, sondern Nord Polen, vielleicht noch das Baltikum. Gestern bin ich losgefahren, meine Reise führte mich als erstes zu Günter, dort habe ich ein gutes Mittagessen mit Petra und Günter genossen, und danach ging es weiter nach Michendorf zu Konstanze und Udo. Da sie aber schon den halben Tag Besuch hatten, habe ich mich nicht lange aufgehalten, und bin weitergefahren Richtung Rostock. Übernachtet habe ich an einem kleinen See, bei absoluter Ruhe (53.992522, 12.583648) .
Am Morgen habe ich ein Bad genommen, danach ging es los, mehr oder weniger parallel zur Ostee, Richtung Osten. Das Ziel war erst mal die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, zur Zeit sitze ich an einer Raststätte und bin auf dem Weg dahin und schreibe euch. Alles andere später.
Peenemünde wurde erreicht, das Gelände der Versuchsanstalt umfasste eine recht große Fläche mit allerhand Versuchseinrichtungen, von Interesse ist da ja besonders die Entwicklung der Raketentechnik.
sDer Prüfstand VII der Heeresversuchsanstalt Peenemünde war als wichtigste Startrampe für die Großrakete Aggregat 4 der zentrale Ort der Raketenerprobung. Ein etwa 100 x 150 Meter großer Ringwall bildete eine Arena, in deren Zentrum die Raketen verschossen wurden. Für die A4-Raketen überdimensioniert, war die Anlage auch für die sogenannte „Amerikarakete“, das geplante Projekt A9 / A10 ausgelegt.
Den Teststarts ab 1942 ging eine mehrjährige Entwicklungsarbeit der Rakete voran. Tausende Wissenschaftler und Ingenieure um den Chefkonstrukteur Wernher von Braun arbeiteten seit 1939 an der A4 und lieferten mit Brennversuchen des Triebwerks ab 1940 erste Ergebnisse.
Den tatsächlichen Leistungsnachweis brachte der vierte Verschuss einer Rakete am 3. Oktober 1942, bei dem diese eine vorgegebene Flugbahn mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast Mach 5 und einer Gipfelhöhe von 84,5 Kilometern einhielt. Eine automatische Steuerung ließ die Rakete bei einer Reichweite von 192 Kilometern nur vier Kilometer seitlich zum Zielpunkt abweichen.
Dieser erfolgreiche Flug machte das A4 zur weltweit ersten funktionsfähigen Großrakete mit Flüssigkeitsantrieb. Für die Militärführung erschien es während des Zweiten Weltkrieges daher als eine dringliche Aufgabe, die Rakete so schnell wie möglich als Waffe zu produzieren.
Der Prüfstand VII wurde bis zum letzten Versuchsstart einer A4-Rakete am 20. Februar 1945 benutzt. Nach Kriegsende wurde er im Zuge der von den Siegermächten beschlossenen Demilitarisierung Deutschlands zerstört. Die vom Wald überwucherten Überreste üben bis heute auf Technikenthusiasten eine Faszination aus – für viele unter der Annahme, dass dies der „Geburtsort der Raumfahrt“ gewesen sei.
Kritiker dieser Zuschreibung betonen hingegen die Zweckbestimmung der Anlage als Infrastruktur für eine Kriegswaffe, die historisch losgelöst von der Raumfahrtgeschichte zu verstehen sei. Das Beispiel des Peenemünder Raketenprojekts dient in jedem Fall dazu darüber nachzudenken, ob Wissenschaftler und Ingenieure „unpolitische Akteure” sein können oder stets auch die Konsequenzen ihrer Arbeit zu verantworten haben. Und das auch und insbesondere in der heutigen Zeit.
Unmittelbar neben dem Eingang zur Versuchsanstalt habe ich in einer Art Freiluftestaurant Pellkartoffeln mit Quark gegessen, das habe ich schon lange nicht getan und es war wunderbar.
Nachdem ich gegessen hatte, habe ich mich nach Zinnowitz auf den Weg gemacht, unterwegs immer mal Ausschau gehalten nach Übernachtungsmöglichkeiten, die sind ja sehr rar gesät und insofern musste ich bis nach Zinnowitz fahren.
Dort stehe ich jetzt circa 800 m entfernt von der Ferienwohnung von Markus und den Kindern, ich muss mal schauen, ob ich hier schlafen kann, es ist ein Parkplatz mit Parkautomat, wie lang die Höchstparkdauer ist, weiß es noch nicht.
Im Böhmerwald
Dass ich gut zu Hause angekommen bin, das habt ihr sicherlich alle so irgendwie mitgekriegt. Das Grundstück war verwildert, ich musste es von den vielen Bäumen, die da aufgegangen sind, befreien.
Wenn ich heimkomme, das ist jedes Mal das gleiche: ich habe mich an die Größe meines Fahrzeuges unterwegs gewöhnt, einschließlich an all das, was sich im Fahrzeug befindet. Und wenn ich dann zu Hause bin, die Größe, die Fülle an Einrichtungsgegenständen sehe, an Kleidung, da frage ich mich, was das alles soll. Man kommt mit so wenig aus und hat so viel. Es macht einfach keinen Sinn. Mein Grundstück, mein Auto, mein Boot… Was ist denn eigentlich meine? Wenn überhaupt, dann gehört es mir nur den Bruchteil von Sekunden, danach ist alles weg. Je häufiger ich darüber nachdenke, insbesondere über das Eigentum an Grund und Boden, das ist so unsinnig, das alles. Ich fühle mich erinnert, an das, was die amerikanischen Ureinwohner, die ich Zeit meines Lebens so sehr geachtet und bewundert habe, darüber gedacht haben…. Erde kann man nicht essen.
Nun ja, lange habe ich es nicht ausgehalten, da kam mir der Gedanke, dass ich doch auch mal wieder in den wunderschönen Böhmerwald fahren muss. Ich hab nicht lange drüber nachgedacht, sondern es einfach gemacht.