Reise Island Teil 1
Mexiko-Island-Deutschland
Nur auf die Schnelle, vor dem schlafen, noch ein paar Worte. Der Tag heute war sonnig, ich war wandern und habe mich prächtig unterhalten mit einem Mexikaner und einer Isländerin, sie sind vorhin auf dem Platz angekommen. Die Sonne verschwindet gerade hinter den Bergen, es ist immer noch hell, leider wird es ja nicht finster.
Ansonsten gibt es nichts Neues, nur so viel, dass innerhalb der nächsten 14 Tage zwei Reifen eintreffen werden, ich habe sie über eine isländische Firma bestellt, ich bin gespannt, wann sie tatsächlich kommen werden.
Heute war ich übrigens beim Friseur (also bei mir selber).
Am Vorabend des Überfalls
Die freundliche Chefin des Platzes hat mich mit ihrem Auto nach Borgarnes kutschiert, dort habe ich eingekauft, ich hab ja nicht damit gerechnet, dass ich so lange an einem Platz stehen werde, von dem ich erst mal nicht wegkomme. Sie hat ihren Sohn zum Fußball gefahren und ich war sozusagen die Zuladung. Sie versteht etwas Deutsch, insofern konnten wir uns ein bisschen unterhalten. Jetzt bin ich wieder hier, hab etwas gegessen (im übrigen gibt es in Island doch recht schmackhaftes helles Sauerteigbrot, manchmal auch mit Rosinen oder wie heute mit Cranberries).
Der Regen trommelt aufs Dach (es regnet ununterbrochen seit heute Morgen), der Wind stürmt, da habe ich Zeit und Muse (geplant war das eigentlich so nicht), euch doch noch etwas zu schreiben, am Vorabend des Überfalls auf Stalins Reich, von dem ich euch ein bisschen schreiben werde (wen es nicht interessiert, der (oder die) muss es ja nicht lesen)….
Ohne Kriegserklärung überschritten in der Morgendämmerung des 22. Juni 1941 mehr als drei Millionen Soldaten der Wehrmacht, Ungarn, Rumänen, Italiener und SS Divisionen (einige Tage später die Finnen) sowie Francos blaue Division von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer die Grenze zur Sowjetunion. Joseph Goebbels weißt in seinem Tagebuch auf die besondere Symbolik hin, denn auf den Tag genau 129 Jahre zuvor war Napoleon mit seiner Armee in Russland einmarschiert. Und gescheitert. Das hätte zu denken geben sollen…
Die Invasion trifft die Rote Armee völlig unvorbereitet. Wobei das letztlich die Schuld der politischen Führung, insbesondere vom großen Stalin ist, der die Warnungen, so zum Beispiel durch die Rote Kapelle, aber auch durch die eigenen Generäle (wie zum Beispiel Shukow) nicht ernst genommen hat. Und auch nicht das gemacht hat, was sie prophylaktisch vorgeschlagen haben. Und selbst noch in den ersten Tagen des Überfalls dachte Stalin, dass Hitler von diesem Einmarsch nichts weiß und er meinte, dass es sich um Eigenmächtigkeiten einiger Generäle handele. Nun ja, weit gefehlt.
Mit Leichtigkeit durchbrechen die deutschen Panzertruppen die vordersten Verteidigungslinien und stoßen ins Landesinnere vor. Während sich die Heeresgruppe Nord Richtung Leningrad bewegt, visiert die Heeresgruppe Mitte Weißrussland an. Im Süden marschieren die Verbände der Wehrmacht Richtung Ukraine.
Mit dem Überfall auf die Sowjetunion beginnt der Krieg, den der Führer herbeigesehnt hat, und in dem in den folgenden vier Jahren schätzungsweise 30- 50 Millionen Menschen zum Opfer fallen. Der Krieg, der vom Führer und seinen Paladinen zu einem Weltanschauungskrieg erklärt wurde, leitet zugleich das Systemende und sein eigenes Ende ein. Am Ende hat Hitler gesagt, dass das stärkere Volk gesiegt hat und das waren dann doch die Russen. Und nicht die Arier. Die Deutschen hatten eben so einen großartigen Führer nicht verdient…
Schon lange vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges strebte Hitler eine Invasion der Sowjetunion an. Durch sie will er die von ihm als Todfeinde angesehenen Juden, Bolschewisten und Slawen vernichten. Zudem beansprucht er den Osten als Lebensraum für die germanische Rasse.
Bereits 1940 gab Heinrich Himmler den Generalplan Ost in Auftrag, die Vorlage für die geplante deutsche Besatzungspolitik in Osteuropa. Es war vorgesehen, die Mehrheit der Bevölkerung nach Sibirien zu deportieren oder gleich ganz zu eliminieren. Zurückbleiben dürfe nur ein sehr geringer eindeutschungsfähiger Rest und potentielle Arbeitssklaven. Sie sollen den etwa fünf bis zwölf Millionen Siedlern dienen, die man im Deutschen Reich, aber auch im übrigen Europa anwerben will und die von ihren Wehrsiedlungen aus das Land beherrschen. Ganz interessant ist in dem Zusammenhang die Lektüre von Hitlers Tischgesprächen, hier führt er aus, wie er sich die Zukunft im Osten vorstellt. Es ist makaber.
Im Vorfeld des Unternehmens Barbarossa verpflichtet Hitler seine Generäle zu erbarmungsloser Kriegsführung in der Sowjetunion. Ziel war die Vernichtung der Lebenskraft Russlands. Der sowjetische Gegner sei nicht als Kamerad zu betrachten, bläut er seinen Militärs ein. Das Kriegsrecht wird durch Anordnungen an die Truppen außer Kraft gesetzt. Den Armeen wird befohlen, sich während des Vormarsches aus dem Land zu ernähren, womit der Hungertod von Millionen von Zivilisten nicht nur billigend, sondern bewusst in Kauf genommen wird. Manch einer stemmt sich gegen diesen Befehl, er wird nicht durchgängig angewandt. Aber im Großen und Ganzen schon.
Aber gerade damit, mit der Behandlung der Zivilbevölkerung, die insbesondere in Weißrussland und der Ukraine bei weiten nicht Stalinfreundlich eingestellt war, wurde der Krieg verloren. Hätte man die Ukrainer und Weißrussen auf die eigene Seite gezogen, Ihnen nach dem Krieg Unabhängigkeit zugebilligt, wahrscheinlich wäre alles anders gekommen. Aber: das wäre letztlich eine Katastrophe für die Welt geworden.
Der Feldzug jedenfalls verläuft zunächst nach Plan. Innerhalb einer guten Woche preschen die deutschen Panzerverbände 400 Kilometer weit vor und bilden erste große Kessel. Anfang Juli notiert Generalstabschef Franz Halder siegesgewiss, „dass der deutsche Feldzug gegen Russland innerhalb 14 Tagen gewonnen wurde". Zu diesem Zeitpunkt sind Litauen und Lettland bereits in deutscher Hand. Auch große Teile Weißrusslands sind erobert, die Stadt Minsk eingekreist. Im Süden stehen deutsche Truppen kurz vor Kiew.
Den kämpfenden Verbänden folgen in einer zweiten Welle Todesschwadronen aus Einsatzgruppen, Polizeibataillonen und SS-Brigaden. Hinter der Front beginnen sie mit der systematischen Ermordung von sowjetischen Funktionären, Roma, Kranken und vor allem der jüdischen Bevölkerung. Bereits fünf Tage nach Beginn des Überfalls töten deutsche Polizisten in Bialystok 2000 Juden. Das größte Blutbad aber ereignet sich Ende September, als mehr als 33.000 Kiewer Juden in der Schlucht von Babi Jar ermordet werden. Bis Ende des Jahres fallen den Massenerschießungen rund eine halbe Million Menschen zum Opfer.
Der große Stalin aber scheint wie vom Erdboden verschwunden. Sein Freund im Geist, Adolf, hat ihn enttäuscht. Letztlich unterscheiden sich beide nicht so sehr voneinander, wobei der brutale Stalin war. Hitler hat ihn deswegen nahezu bewundert.
Erst am 3. Juli wendet er sich an seine Landsleute und ruft zum Großen Vaterländischen Krieg auf. Es sei notwendig, Partisanenverbände aufzubauen und einen erbarmungslosen Kampf gegen die Eindringlinge zu organisieren. Hitler wiederum scheint der Appell wie gerufen zu kommen. Die Verkündung des Partisanenkriegs, so bemerkt er gegenüber Vertrauten, habe den Vorteil, dass man nun jeden vernichten dürfe, der einem in den Weg gerate. Denn Partisanen wird im Völkerrecht der Status als Kriegsgefangene verweigert.
Insgesamt drei Millionen Rotarmisten werden in den ersten Monaten des Feldzugs von der Wehrmacht als Kriegsgefangene genommen. Unter schlimmsten Bedingungen werden sie in provisorischen Lagern zusammengepfercht. Mehr als die Hälfte von ihnen stirbt an Hunger oder Krankheiten. Die Überlebenden werden als Zwangsarbeiter missbraucht. Mit Absicht hatten die deutschen Militärbehörden wenig getan, um sich auf die großen Menschenmassen vorzubereiten. Das barbarische Kalkül: Je mehr Gefangene sterben, desto weniger müssen verpflegt werden.
Die Furcht vor der Gefangenschaft führt auf beiden Seiten der Ostfront schnell zu einer zunehmenden Brutalisierung. Doch Angst ist nicht die einzige Antriebskraft der deutschen Vernichtungswut. Hinzu kommt der von der NS-Propaganda geschürte Hass auf den jüdischen Bolschewismus. Viele Soldaten glauben Hitler, dass für den Krieg die Juden verantwortlich sind.
Obwohl die Wehrmacht von Erfolg zu Erfolg eilt, zeichnet sich keine endgültige Entscheidung auf dem Schlachtfeld ab. Während die sowjetischen Truppen weiterhin erbitterten Widerstand leisten, scheinen sich die Deutschen in den endlosen Weiten des Kriegsschauplatzes müde zu siegen. Und schon in den ersten Wochen des Krieges steigen die Zahlen der gefallenen deutschen Soldaten rapide. Das war die siegreiche deutsche Armee nicht mehr gewohnt. Gegen einen Gegner anzutreten, bei dem zwei aufstehen wenn einer fällt.
Gerade in den Durchbruchsschlachten sind die Verluste an Mensch und Material enorm und immer schwerer zu kompensieren. Hinzu kommt das Wetter. Bald gehen mehr deutsche Fahrzeuge infolge von Staub und Schlamm verloren als durch den Kampf selbst. Ein weiterer Blitzsieg, wie in Polen oder Frankreich, wird immer unwahrscheinlicher.
Mitte August muss sich auch der optimistische Generalstabschef Halder eingestehen, "dass der Koloss Russland von uns unterschätzt worden ist".
Die militärische Lage führt im Führerhauptquartier zu Differenzen. Hitlers Berater drängen auf eine Entscheidungsschlacht um Moskau, doch der Diktator wiegelt ab und verlegt den Schwerpunkt der Offensive lieber in den rohstoffreichen Südosten des Landes. In der Kesselschlacht von Kiew Ende September geraten mehr als 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft.
Doch auch die Einnahme der ukrainischen Hauptstadt bringt keine Entscheidung. Deshalb stimmt Hitler am Ende doch noch für einen Angriff auf die Hauptstadt Moskau. 78 ausgezehrte Divisionen zieht das Ostheer im Oktober für den angeblich letzten Sturm im Mittelabschnitt zusammen. Doch auf den Wintereinbruch mit Temperaturen von -35° sind die Verbände nicht vorbereitet. Viele Soldaten erfrieren, weil es nicht ausreichend Winterkleidung gibt.
Außerdem war das deutsche Heer ein Schönwetterheer. Das hat Hitler im Gespräch mit Mannerheim ganz deutlich zum Ausdruck gebracht, und dem stimme ich unwidersprochen zu. Die deutsche Technik ist der russischen Technik unterlegen, da sie zum einen viel zu genau gearbeitet wurde, zum anderen die Kraft- und Schmierstoffe nicht für diese extremen Temperaturen ausgelegt waren.
Acht Kilometer vor den Toren Moskaus (Ich war an der Stelle, bis zu welchem Punkt die Deutschen am weitesten nach Moskau vorgedrungen waren) bricht der Vormarsch angesichts einer sowjetischen Gegenoffensive zusammen. Nur mit Mühe kann ein Kollaps der Ostfront verhindert werden. Damit ist der “Blitzkrieg” gegen die Sowjetunion gescheitert.
Weniger die Niederlage von Stalingrad, sondern mehr die Niederlage vor Moskau haben das Ende besiegelt. Zwar hat es noch Jahre gedauert bis es soweit war, aber erholt hat sich die deutsche Armee von diesem Schock nicht mehr.
Im Gegensatz zu Stalin war Hitler nicht lernfähig. Er hat sich als unfehlbar angesehen, diesen Fehler hat Stalin nicht gemacht. Stalin hat aus seinen Fehlern (denn die Verluste der ersten Kriegswochen und Monate sind allein ihm zuzurechnen) gelernt und seinen Generalen und Marschällen mehr Eigenverantwortung gegeben. Er hat sich angehört was sie sagen und Ihnen zugestimmt. Bei Hitler war es das Gegenteil.
Und Stalin hat etwas gehabt, was Hitler nicht gehabt hat: Schukow
Reifenpause
Die Nacht war wieder gut, am Morgen hat mich die Sonne geweckt und insofern konnte ich froh gemuht in den Sonntag starten. Während ich das schreibe noch eine kurze Info: der Campingplatz ist mittlerweile komplett leer, das Familienfest hat sich sozusagen aufgelöst. Ansonsten ist hier Auch ein Reitstall angeschlossen, das sind vorhin bestimmt 20 oder 30 Leute mit 50 Pferden aufgebrochen…
Ich bin am späten Vormittag Richtung Snaefellsjökull aufgebrochen, mit dem Fahrrad, bin etwa 30 km hin gefahren in diese Richtung und dann wieder 30 km zurück. Der Tag heute ist sonnig aber eben doch kalt. Ganz anders als bei euch. Ich hab den Vulkan aus der Ferne gesehen, das ist schon ein imposantes Teil. Die Kuppe mit Gletscher bedeckt, darüber die Wolken, beides geht nahezu ineinander über.
Dann habe ich ein längeres Gespräch wegen meines Reifens geführt, ich lasse mir ein Angebot aus Deutschland schicken, mal sehen, wie teuer es wird, die Sachen nach Island zusenden.
Da muss ich mich gleich dran erinnern, als ich damals in der Mongolei war und auf diesem wunderschönen Campingplatz Gaili in Lettland gewesen bin (den es nun leider nicht mehr gibt, das war der schönste Campingplatz in Lettland), dort fast zehn Tage verbracht habe, da mir zum einen ein Teil aus Deutschland geschickt wurde, zum anderen dort etwas repariert wurde. Vielleicht passiert mir jetzt ja jetzt ähnliches.
Ansonsten gibt es nichts neues, ich denke, dass ich, bis die Reifen eintreffen, egal wie, auch nichts weiter schreiben werde, denn ich werde ja im wesentlichen an diesen Ort bleiben.
Snæfellsnes
Die Nacht hab ich gut verbracht…. Und nun heißt es warten… Irgendeine Lösung wird sich finden bezogen auf meinen Reifen, selbst wenn ich ihn in Deutschland bestellen muss.
Auf der Halbinsel Snæfellsnes, auf der ich mich befinde, ist all das, was Island zu bieten hat, vertreten. Sozusagen Island in klein.
Ich stehe jetzt auf dem Parkplatz vor dem Bauernhof Snorrastaðir, welcher gleichzeitig auch ein kleiner Campingplatz ist. Momentan ist er gefüllt, das hängt aber damit zusammen, dass er eigentlich geschlossen ist. Das klingt wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Es findet hier so eine Art Familientreffen statt, es sind mehrere Caravans und Wohnmobile vertreten. Die Leute im übrigen sind sehr freundlich, gestern habe ich noch einem der anwesenden Herrn mein Leid geklagt…
Etwa 3 km Luftlinie entfernt befindet sich der Eldborg Krater, da er sehr ebenmäßig geformt ist gilt er als einer der schönsten Kratern Islands. Das letzte Mal soll er vor rund 5000 Jahren ausgebrochen sein, insgesamt 2 mal.
Um den Krater herum erstreckt sich das große Lavafeld Eldborgarhraun. Dieses wurde durch Ausbrüche verschiedener Vulkane mit dünnflüssiger Lava geformt. In der Nähe gibt es noch drei weitere Krater, alle inaktiv. Der Eldborg misst im Durchmesser circa 200 Meter und ist 50 Meter tief. Seine Außen- und Innenwände sind sehr steil, aber er ließ sich gut besteigen.
Denn nachdem ich doch einen eher faulen Tag eingelegt habe, bin ich am späten Nachmittag zum Krater gelaufen, vorbei an Moosen, Flechten, Sträuchern und Lavagestein, bin schließlich auf seinem Rand gestanden und hab in seinen Schlund geschaut. Und daran gedacht, wie es wäre, wenn er sich öffnet und Lava speit…
Das Wetter heute war recht gut, immer mal war die Sonne draußen, ein ganz klein wenig hat es geregnet und ich denke, draußen werden so um die 10-12° sein. Das ist natürlich nicht zu vergleichen mit den Temperaturen, die bei euch vorherrschen.
Gullfoss
Nationalfeiertag in Island
Manch einer wird sich erinnern, dass ich 2016, als ich in Reykjavik war, drei Präsidenten gesehen habe. Da war gerade die Einführung des neuen Präsidenten.
Und heute ist hier Nationalfeiertag, ich befinde mich im Prinzip an der gleichen Stelle wie damals, es sind Absperrungen aufgebaut und der Präsident und der Kanzler werden gegen 11:00 Uhr eine Rede halten. Vor dem versammelten Volk.
Ich habe mich mit einem Polizisten, der sehr gut deutsch spricht, unterhalten, er hat mir genau geschildert was hier passiert, er ist übrigens bei der Kriminalpolizei. Ich habe gefragt, wie viel Polizisten es überhaupt in Island gibt, er meinte, 600. Und viele Kriminalfälle haben sind nicht zu bearbeiten. Er ist selber bei der Mordkommission und sagte, dass ganz selten in Island ein Mord passiert.
Geschlafen habe ich übrigens nicht so gut, ich habe bis so gegen 3:00 Uhr gelesen, denn hier im alten Hafen hat eine Yacht angelegt mit vielen jungen Leuten, die haben einen Heidenlärm gemacht, und so war es erst gegen 2:00 Uhr ruhig. Wahrscheinlich wegen des Nationalfeiertags haben Sie schon ausgelassen vorgefeiert..
Zum Lesen übrigens brauche ich keine Beleuchtung, es ist die ganze Nacht hell.
Ich bin der Zeremonie anlässlich der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag gefolgt, allerdings als die Reden anfingen, habe ich mich verdrückt. Dann verstanden hab ich sowieso nichts.
Aber ich hab sie alle gesehen, die Großkopferten, den Präsidenten, die Kanzlerin, all die jenigen, die zum großen Teil über die Isländer bestimmen.
Dieser Feiertag gibt mir Anlass, ein bisschen was über die Geschichte Islands aufzuschreiben, insbesondere auch, warum dieser Nationalfeiertag am 17. Juni (da war doch auch in der DDR, etwas, was dazu führte, dass dieser Tag auch bei uns lange ein Feiertag war) begangen wird
Der zähe Kampf um die Unabhängigkeit des Landes fand mit den Feierlichkeiten zur Gründung der Republik am 17. Juni 1944 seinen krönenden Abschluss. An diesem regennassen und kalten Tag wurde an historischer Stätte die Republik Island ausgerufen. Daher der Feiertag.
An historischer Stätte, dem Lögberg (dem Gesetzesberg) in Þingvellir wurde 1944 die Unabhängigkeit Islands ausgerufen.
Die Zeit von der Besiedlung des Landes (ab 870 n. Chr.) bis 1180 wird als eine erfolgreiche und friedliche Zeit gesehen, in der es gelang, das Land zu besiedeln und große Entdeckungsfahrten zu machen. Das Land war unterteilt in Godentümer und wichtige Entscheidungen und gerichtliche Urteile wurden in Thing-Treffen gefällt. Was das gesamte Land betraf wurde auf dem Althing (Alþingi), einer Versammlung aller Godentümer, entschieden. Während des Alþingi des Jahres 1000 wurde auch der Übertritt zum christlichen Glauben beschlossen (Godafoss…)
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann eine Periode blutiger Familienfehden, die zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führten, in deren weiterer Entwicklung die norwegischen Könige ihren Einfluss in Island beständig verstärken konnten und 1262 wurde schließlich ein Vertrag unterzeichnet, der Island der norwegischen Krone unterstellte. Da das norwegische Reich sich vom heutigen Norwegen bis an die Westküste Grönlands erstreckte, lag Island sozusagen in der Mitte des Reiches. Etwa 200 Jahre später, als das norwegische Reich an das dänische Reich vererbt wurde, lag Island weit weg abseits und allein am Westrand des Reiches. Von diesem Zeitpunkt an war die Insel Teil des dänischen Reiches. Während die Isländer sich immer als ein eigenständiges Volk mit einer eigenen Sprache sahen, waren die Menschen über lange Zeit nicht politisch interessiert und hatten kein Interesse daran, sich von Dänemark loszusagen.
Doch im 19. Jahrhundert erstarkte ein Nationalbewusstsein, das sich zu einer Unabhängigkeitsbewegung entwickelt hat. Besonders Jón Sigurðsson setzte sich für eine Ablösung des Landes von Dänemark ein, doch wollte Dänemark die Insel nicht so einfach aufgeben. Wer möchte schon was abgeben, was ihm gehört…
In zähen Verhandlungen konnten die Isländer den Dänen nach und nach Selbstbestimmungsrechte abringen, bis schließlich 1874 ein Kompromiss geschlossen werden konnte, bei dem das Alþingi gesetzgebendes Organ und einer der Minister der dänischen Regierung Minister für Island wurde.
1918 wurde dann ein weiterer Meilenstein erreicht, als Island zu einem unabhängigen Staat unter der Krone Dänemarks wurde, dessen Außenpolitik von Dänemark bestimmt werden sollte. Island sollte sich demnach neutral aufstellen und keine Militärmacht unterhalten. Bis 1920 war auch der dänische Oberste Gerichtshof für Island zuständig.
Im Zweiten Weltkrieg setzte Island auf seine Neutralität und seine abgeschiedene Lage. Ein Angebot der Briten, eine Schutzmacht zu senden, wurde abgelehnt. Als Dänemark dann im April 1940 von deutschen Truppen besetzt wurde, entschlossen sich die Briten jedoch, die strategisch wichtige Insel zu besetzen, wo sie am 10. Mai landeten. 1941, also noch bevor die USA offiziell in den Krieg eingetreten waren (eigentlich waren sie das nicht, denn Deutschland hat den Amerikanern den Krieg erklärt), wurde mit Unterstützung der Briten ein Abkommen vereinbart, nach dem die USA künftig den Schutz der Insel übernehmen sollten. 25.000 britische und 60.000 amerikanische Soldaten wurden in Island stationiert und die großen Bauvorhaben (die Flughäfen in Keflavík und Reykjavík, sowie die dazugehörige Infrastruktur) brachten Geld, Arbeit und damit auch Wohlstand.
Das Alþingi nahm gleich nach der Besetzung Dänemarks eine Resolution an, die besagte, dass der dänische König nicht mehr Staatsoberhaupt sein könne und übertrug seine Befugnisse der Regierung. Ein Teil der Politiker wollte sich sofort von Dänemark lösen, ein anderer fand es etwas schäbig, die Situation so auszunutzen, und so entschied man sich dann erst 1943 dafür, sich vom Vertrag mit Dänemark loszusagen. Damit hatte man sozusagen eine Art Ehrenfrist den Dänen gegenüber eingehalten. In einem Referendum im Mai 1944, mit einer ungeheuren Wahlbeteiligung von 98,6 %, stimmte nur ein halbes Prozent der Wähler gegen die Unabhängigkeit.
So wurde am 17. Juni 1944, am Geburtstag Jón Sigurðssons, in einer Zeremonie in Þingvellir, also an der Stelle, an der traditionell das Alþingi zusammengekommen war, die Republik Island ausgerufen.
Die riesige (für isländische Verhältnisse) Menschenmenge von mehreren Tausend Besuchern (heute waren es vielleicht 100…) hatte sich nicht durch kaltes und nasses Wetter abhalten lassen. Sveinn Björnsson wurde zum ersten Präsidenten ernannt.
Seit diesem Tag ist der 17. Juni der Nationalfeiertag, der mit einem Gottesdienst und einer öffentlichen Gedenkfeier mit Reden, Chorgesang und Gedichten beginnt, was dann in den gemütlichen Teil übergeht, bei dem Geselligkeit, Spaß, Musik und Tanz im Vordergrund stehen.
Der Tag verläuft meist sehr entspannt und in der ganzen Innenstadt trifft man Freunde, Bekannte und Verwandte. Natürlich hoffen alle, dass das Wetter auch mitspielt, so dass man einen schönen Tag draußen erleben kann.
Ich bin jetzt wieder im Auto, werde aber dann noch einmal schauen, wie entspannt die Bürger von Reykjavik mit ihrem Feiertag umgehen.
ein bisschen was war schon los in der Stadt, aber das hat sich im Rahmen gehalten. Lang bin ich nicht mehr geblieben sondern aufgebrochen, in die Gegend, die ich vorher schon erwähnt habe und die das isländische Herz höher schlagen lässt:
Pingvellier….
Auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole, hier trat 930 n. Chr. zum ersten Mal das isländische Parlament, der Althing, zusammen. Bis 1789 wurde diese Tradition an diesem Ort fortgeführt. Obwohl das Parlament mittlerweile an einem anderen Ort (Reykjavik) tagt, besteht dieses Parlament, als das älteste Parlament der Welt, ununterbrochen über 1000 Jahre.
Geologisch hat diese Gegend eine besondere Bedeutung, denn hier driftet die eurasische von der amerikanischen Platte ständig auseinander. Der Grabenbruch hat mittlerweile eine Breite von insgesamt 7 km und verändert sich fortwährend. Im übrigen handelt es sich bei dieser Gegend um den ersten isländischen Nationalpark der noch dazu zum Weltnaturerbe der UNESCO gehört.
Ich bin dort wandern gegangen, hab die kleine Kirche besucht um danach Nochmals 60 km bis Geysir zurückzulegen.
Wer mein Tagebuch von 2016 gelesen hat (das kann man jetzt nun leider nicht mehr, diese Webseite existiert nicht mehr) weiß, dass ich damals bei besten Wetter hier gewesen bin. Das Wetter allerdings ist etwas anders als damals. Es ist wesentlich kälter und auch feuchter…
Dessen ungeachtet habe ich natürlich insbesondere den Ausbruch des Geysirs verfolgt, manchmal ist es gar nicht so einfach, den richtigen Moment zu erwischen um ein Foto oder ein Video zu machen.
Auf dem Parkplatz vom Geysircenter werde ich die Nacht verbringen (natürlich verbotener Weise), aber bis jetzt hat sich noch niemand bei mir gemeldet um mir die Löffel langzuziehen.