Reise Island Teil 1
Reykjavik, Fagradalsfjall und blaue Lagune
Auf meinem erwähltem Plätzchen habe ich wunderbar geschlafen, das schöne war ja, dass ich dann doch wieder ganz allein war. Der Jimny neben mir mit dem Zeltdach, der ist so gegen 22:00 Uhr gefahren. Inseitig waren zwei Mädchen, beides Amerikanerinnen, die eine aus Baltimore, die andere aus Washington, D.C. Wahrscheinlich ein Paar, gefragt hab ich aber nicht. Beim zusammenklappen des Dachzeltes habe ich geholfen, sie haben das nicht allein geschafft, mal hat auf deiner Seite was geklemmt, mal auf der anderen. Aber mit vereinten Kräften ist es schließlich gelungen.
heute nun war es soweit, der große Tag ist gekommen. Das Ereignis, welches Anlass zu meiner diesjährigen Reise nach Island war.
Der Ausbruch des Fagradalsfjall, welcher ein Schildvulkan auf der Halbinsel Reykjanes ist, etwa 40 Kilometer von Reykjavík entfernt. Sein höchster Gipfel ist Langhóll. Am 19. März 2021 begann in Geldingadalir südlich von Fagradalsfjall der Ausbruch.
Natürlich nicht sein erster, denn all die Vulkanfelder, die hier zu sehen sind, sind auch auf Ausbrüche dieses Vulkanes zurückzuführen.
Vielleicht möchte ja doch noch jemand auch dieses Schauspiel genießen, daher noch etwas zur Besichtigung selbst:
Ausgangspunkt der Wanderung an der Straße 427 ca. 7 km östlich der Ortschaft Grindavík. Vom internationalen Flughafen in Keflavik ist man mit dem Auto in unter 30 min dort (32 km).
Die Eruptionsspalte liegt gut 4,5 km entfernt im Tal Geldingadalur (63.88899, -22.27062)
Für den Hinweg sollte man mindestens 1,15 Stunden einplanen (manch einer von euch braucht vielleicht 2 Stunden, ich hab’s in einer Dreiviertelstunde geschafft).
Parkplätze: bei 63.86358, -22.32175 (rund 500 m vom Trailhead entfernt) und 63.85418, -22.30964 (1,5 km weiter südlich, so dass sich die Wanderung entsprechend verlängert). Keinesfalls das Auto entlang der Straße abstellen, es ist verboten (das wäre sicher kein Hinderungsgrund, aber es ist sehr teuer, und das ist ein Hinderungsgrund).
Und nicht vergessen vorher noch mal die Toilette aufsuchen, in Vulkannähe gibt es keinen Baum und auch kein Gebüsch, nicht mal einen Grashalm hinter dem man kurz verschwinden könnte.
Man darf man zu jeder Tageszeit loswandern und auch über Nacht dort bleiben. Bis etwa Ende April war dies nur vor 21 Uhr möglich und das Sicherungsteam hat um 23 Uhr angefangen das Gebiet rund um den Vulkan zu evakuieren. Wahrscheinlich ändert sich das wieder im Spätsommer, wenn es nicht mehr rund um die Uhr hell ist.
Jetzt aber zum wichtigsten, meinen Eindrücken. Ich musste lange in meinem Leben warten um so etwas zu sehen, flüssiges Gestein welches aus dem Erdinneren nach oben kommt und ich sehe, wie es austritt und wie es fließt. Überall hört man kleinere unterirdische Explosionen, die Oberfläche hat schon ihre typische graue Farbe, hat den Aggregatzustand gewechselt vom flüssigen zum festen Zustand, Warm, beziehungsweise heiß ist es aber immer noch. Unter der gebildeten Kruste fließt die Lava bergab und füllt langsam das Tal. Die Oberfläche bricht auf, wieder treten neue Ströme aus. Diese erkalten, werden wieder grau und an anderer Stelle passiert wieder das gleiche. Und so geht es den ganzen Tag, die ganze Nacht, wann ein Ende sein wird… das ist nicht abzusehen. Ich weiß nicht wie dick die Lavaschicht ist, aber sicherlich mehr als 20 oder 30 m. Wenn das so weitergeht, dann wird sie irgendwann Richtung Ozean fließen.
Derzeit ist ja in Island bezogen auf den Tourismus noch nicht so viel los. Aber hier haben sich Menschenströme Richtung Vulkan gewälzt. Das hätte ich so nicht erwartet, ich hab mit einigen gesprochen, unter anderem Franzosen (ich erinnere an den gestrigen Abend und das Ergebnis des Fußballspiels, das war der Beginn des Ausscheidens in der Vorrunde für die deutsche Mannschaft, echt so!!)
Ich habe lange am Vulkan ausgeharrt, alle möglichen Fotos und Videos gemacht und auch schon fleißig verteilt (ich weiß gar nicht, welche ich überhaupt veröffentliche), es war einfach nur unheimlich beeindruckend, einzigartig, etwas besonderes, etwas, was man wohl nur einmal im Leben erleben wird.
Aber irgendwann musste ich mich trennen, bin die selbe Strecke wieder zurück gefahren und habe allerdings noch einen Abstecher in die blaue Lagune gemacht, diesen künstlich angelegten Badesee, dieses touristische Highlights, hier wird jedenfalls den Leuten kräftig das Geld aus der Tasche gezogen.
Sonst musste man sich ja wie lange vorher über das Internet anmelden, ich bin reingegangen und siehe da, ich konnte einfach schwimmen gehen (Corona sei Dank). Ich hab das auch gemacht, muss aber feststellen, dass es nichts für mich ist. Beziehungsweise es ist schon was, aber ich kann mich dort nicht lange aufhalten. Und 50 € für eine halbe Stunde ist einfach zu teuer, aber man kann sich eben auch für 50 € den ganzen Tag dort aufhalten, und das ist das Problem an der Geschichte.
Das Wasser übrigens hat eine besondere Heilwirkung, insbesondere bei Hautkrankheiten, es hat einen hohen Mineralgehalt.
Wie gesagt, lange war ich nicht drin und bin schließlich wieder zurückgefahren nach Reykjavik und stehe auf dem gleichen Platz wie gestern Nacht. Hier werde ich auch wieder die Nacht verbringen, allerdings werde ich heute Fish and Chips mir leisten… Darauf freue ich mich schon sehr, das mache ich gleich im Anschluss, nachdem ich mein Geschreibsel veröffentlicht habe…
from north to south
Mit dem Rauschen des Flusses bin ich eingeschlafen, gerne hätte ich geschrieben, dass ich auch mit dem Rauschen aufgewacht bin, nein, Leah hat mir um 5:00 Uhr eine Nachricht geschickt… Nicht wissend, dass ja eine Zeitverschiebung mich verschreckt aus dem Bett fallen lässt..
ich hab die Kirche angeschaut und danach noch einige Zeit an der Tankstelle gesessen um einiges zu erledigen, aber danach ging es schon weiter, ein paar Kilometer auf der A1 Richtung Reykjavik hab ich Rast gemacht an der Hinrichtungsstätte Pristapar, hier wurde am 12. Januar 1830 die letzte Exekution in Island ausgeführt, die Namen der Hingerichteten erspar ich euch, jedenfalls hatte das Paar (also Mann und Frau) zwei Jahre zuvor zwei Männer gemeuchelt. Die Körper der Mörder wurden hier vergraben, ihre Köpfe auf Stangen gespießt und zur Schau gestellt, allerdings wurden später die Reste in geweihter Erde bestattet.
Das Wetter im übrigen: Schönster Sonnenschein, aber doch recht kühl (knapp 10°), aber gefühlt vielleicht 5°, denn der Wind bläst du auch wieder recht stark. Aber eine Mütze habe ich heut nicht auf…
nun hat mich mein Weg doch nach Süden geführt, immer die eins entlang, bis ich im Hafen von Reykjavik, direkt neben dem maritim Museum, gelandet bin. Ich hoffe hier die Nacht verbringen zu können, ich bin mir nicht ganz sicher wie das in Reykjavik gehandhabt wird mit Übernachtung. Der Platz ist allerdingsWunderbar gewählt, trotz der Zentrums Nähe ruhig und ich glaube, hier kann ich gut schlafen. Die Temperatur ist mittlerweile auf 15° gestiegen, allerdings scheint zur Zeit keine Sonne mehr, es ist bedeckt. Unterwegs habe ich sozusagen einen Blick auf den wohl bekanntesten (zumindest aus der Literatur) Vulkan Islands gemacht, den Sneafellsjökull.
Ein rätselhaftes Dokument, das besagt: „Steig hinab in den Krater des Sneffels Yocul, kühner Wanderer, und du wirst zum Mittelpunkt der Erde gelangen“, veranlassen Professor Lidenbrock und seinen Neffen Axel zu dieser abenteuerlichen Reise in die Tiefen der Erde, wo zahlreiche Gefahren und Überraschungen auf sie lauern.
Jules Verne bezieht sich in seinem Buch auf die seinerzeit weit verbreitete, wenn auch bereits umstrittene, Hohlwelt-Theorie.
Die Vorstellung einer innen hohlen Weltkugel beflügelt auch heute noch die Fantasie vieler kreativer Köpfe. Nun ja…. Meine nicht.
Als Kind habe ich die Bücher von Jules Verne nahezu verschlungen, mein erstes war Keraban der Starrkopf. Das habe ich mal zum Geburtstag von meiner Mama bekommen, und dann konnte ich von Jules Verne nicht mehr lassen. Alles, was es in der DDR gab, habe ich versucht zu erwerben, meistens ist es mir geglückt.
Jetzt werde ich mal einen kleinen Stadtbummel machen… Vielleicht noch eine Antwort auf die Frage, warum ich jetzt nach Süden gefahren bin, das hat weniger etwas mit dem Wetter zu tun sondern mehr etwas mit dem aufsuchen des aktiven Vulkanes. Wenn ich mich jetzt wochenlang in den Nord Fjorden herum treibe, vielleicht versiegt der Lavastrom und ich sehe gar nichts mehr davon. Meine Nachtaufnahmen kann ich mir sowieso abschminken, es wird nicht mehr Nacht…
Jetzt bin ich von meinem Stadtrundgang wieder angekommen, ich glaube, ich stehe hier gut. Denn direkt schräg gegenüber ist der beste Fish and Chips Stand von Island. Darf ich das letzte Mal auch schon gegessen.. Und ich kann bestätigen, sie waren hervorragend. Ich hab gerade mit den beiden Eigentümern gesprochen (siehe Foto) Sie haben vor 2 Jahren in Österreich ein Hotel gekauft, das war natürlich die denkbar ungünstigsten Zeit gewesen…
Die Stadt ist noch so wie sie mir in Erinnerung war, übersichtlich und liebenswert.
Querung auf der F 26, der Sprengisandur
Godafoss und Akureyri
Unser Plan erfährt eine Änderung… So hat es schon Herr Lohse bedeutungschwer in Papa ante Portas gemeint, als das Bett aus dem Fenster geflogen ist…
was ich damit sagen will: Nicht der Regen hat mich geweckt, sondern das Schneetreiben, als ich die Augen geöffnet habe Und eine bedeutungschweren Blick nach draußen geworfen habe. Da habe ich den Plan mit der Umrundung des Sees per Fahrrad sofort und stracks aufgegeben, hab nach meinen morgendlichen Verrichtungen das Auto angelassen und diesen, momentan sehr ungastlichen Platz, verlassen.
Auf der 1 bin ich gefahren, rechts und links war kaum was zu erkennen, zum einen war sehr neblig, zum anderen hat das Schneetreiben die Sicht stark gemindert.
Nach etwa 50 Kilometern habe ich ihn erreicht, den Godafoss Welcher direkt an der Straße liegt und von beiden Seiten gut besichtigt werden kann.
Der Godafoss wird zum einen als Wasserfall der Götter bezeichnet, denn er hat diese außergewöhnliche gottgleiche Schönheit.
Die Legende allerdings beschreibt die Geschichte von Þorgeir Ljósvetningargoði. Þorgeir war der Gesetzsprecher am alten Alþingi Parlament und warf die nordischen Götterstatuen in den Wasserfall als Island christlich wurde und der Name kommt daher.
Die Geschichte selbst in ihrer Gesamtheit noch etwas profaner:
Der norwegische König Olav I (ihr erinnert euch, bei meinen Reisen nach Norwegen habe ich mehrfach über diesen bedeutenden König berichtet) trieb die Christianisierung Skandinaviens mit harter Hand voran.
Den Isländern soll er mit dem Stopp der Holzlieferungen gedroht haben (denn Holz gibt es hier überhaupt nicht (mehr)), wenn sie nicht zum Christentum übertreten würden. Auf diesen Druck hin entschieden die Isländer im Jahr 1000 auf einem Althing in Þingvellir, das Christentum als Staatsreligion anzuerkennen und sich taufen zu lassen. Wobei sie eine salomonische Entscheidung trafen: Sie wurden Christen, aber im privaten Bereich durfte man seinen alten, nordischen Glauben weiterhin praktizieren. Und das haben sie zweifellos fast in Ihrer Gesamtheit getan. Um die Annahme des Christentums als allgemeine Religion zu unterstreichen, soll der Gode Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson die letzten heidnischen Götterbilder in einen Wasserfall geworfen haben. Seitdem trägt dieser Wasserfall den Namen Godafoss. Ein Fenster der Kirche in Akureyri (Da befinde ich mich gerade und hab mich ja sozusagen schon für die Nacht direkt am Fjord eingerichtet), Aldi in der Akureyrarkirkja erinnert im übrigen an diese Geschichte.
Was stimmt übrigens? Vielleicht ein bisschen von beidem!
Jedenfalls ist der Godafoss einer von Islands wahren Schätzen und einer der größten Wasserfälle Islands. Er wird durch den Fluss Skjálfandafljót gespeist, der durch ein 7000 Jahre altes Lavafeld vom Trölladyngja Vulkan fließt, Tröll bedeutet Troll, die Gegend hat also definitiv ein gewissen Mysterium und ist damit Inspiration für viele Legenden.
Er fließt über 30 Meter breite Klippen und wird in der Mitte durch Felsen geteilt. Ein Teil ist etwa 9 Meter und der zweite 17 Meter hoch.
Nun habe ich diesen Wasserfall ja bereits 2016 besucht, allerdings damals war das Wetter eindeutig besser, aber selbst bei diesem trüben Wetter, welches durch fast waagerecht fliegende Schneeflocken untermalt wird, Strahlte dieser Wasserfall seine Besonderheit aus.
Für die Isländer ist dieser Wasserfall jedenfalls der wichtigste.
Jetzt, nachdem der Schneefall aufgehört hat werde ich ein bisschen durch die Stadt schlendern. Während ich das schreibe sitze ich übrigens im hiesigen Kongresscenter.
Ich bin durch die Stadt gelaufen, war im Buchladen, hab einen vorzüglichen Lachs gegessen (siehe Foto), hab versucht in die Kirche zu gelangen, leider war sie geschlossen.
Ein bisschen was zur Stadt:
Am Ende des 90km langen Eyjafjörður liegt die Stadt Akureyri, die Metropole des Nordlandes. Der erste Siedler in der Gegend, Helgi der Magere (wie würde ich wohl heißen?) von den Orkney Inseln, ließ sich zwar schon während der Landnahmezeit in der Nähe der heutigen Stadt nieder. Als das dänische Handelsmonopol im Jahre 1786 aufgehoben wurde, lebten aber am Handelsplatz, der im 16. Jahrhundert gegründet wurde, immerhin 12 Menschen. Bei der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1862 zählte Akureyri 286 Einwohner (Was wäre dann eigentlich Warmensteinach? Eine Großstadt?), heute sind es über 17.000. Akureyri ist damit die viertgrößte Stadt Islands und die größte außerhalb des Ballungsraumes von Rekjavik. Wirtschaftlich und kulturell betrachtet ist Akureyri nach Reykjavik aber die zweitwichtigste Stadt des Landes. Hier hat sich allerhand Industrie angesiedelt, insbesondere auch die größte Werft des Landes.
Als ich vom Ausflug in die Stadt zurück zum Auto gekommen bin, da habe ich im Kontor des „Akureyri Whale Watching“ nachgefragt (bei einer sehr netten Dame die hier scheinbar Ihr Wochenende verbringt), ob ich denn hier die Nacht verbringen darf. Die Dame hat damit überhaupt kein Problem und insofern ist meine Übernachtung abgesegnet worden.
Draußen sind mittlerweile stolze 5 °C, sommerlich warm also, im Fahrzeug herrscht tropische Hitze vor, 20°…