Reise 2024 Teil 2
Wieder Richtung Süden, wenige Kilometer
Das war vielleicht eine Nacht! Sturm, wie man ihn sich nicht vorstellen kann. Mein Auto hat gezittert und gebebt, und ich war froh, als ich diese Nacht überstanden habe. Ich habe auch den Platz selbst gewechselt, da ich an dem ursprünglichen Platz einem Hagel von Sand ausgesetzt war. Am Morgen stand das Fahrzeug ruhig da, der Sturm hat nachgelassen und der Regen auch. Also hab ich mich wieder Richtung Søndervig in Bewegung gesetzt. Dort habe ich geparkt, um einen Spaziergang zum Strand zu unternehmen, um die dortigen Bunker zu besichtigen.
Ab 1941 wurden die ersten Küstenbatterien in Form von vier erbeuteten französischen Haubitzen des Kalibers 10,5 cm in Søndervig in Stellung gebracht. Aus militärischer Sicht eignete sich das Gebiet um Søndervig für Landeoperationen, da man schnell weiter ins Landesinnere hätte vordringen können. An der übrigen Küste vom Nissumfjord bis Nymindegab wäre ein weiteres Vorrücken durch die Fjorde und Sümpfe erschwert worden.Auf Grund dieser Umstände wurden bei der Siedlung Kryle über 50 Bunker in die Dünen gebaut. Zur Abwehr einer Invasion wurden vier 10,5-cm-Kanonen in Bunkern in Stellung gebracht und ein Feuerleitbunker am Strand erbaut. Der gesamte Bereich wurde mit Maschinengewehrbunkern, Minenfeldern und Stacheldraht befestigt.
Im Norden der Anlage befindet sich die Radarstation Ringelnatter der Luftwaffe. Nördlich wurde ein Radarturm vom Typ Wassermann errichtet, sowie im Zentrum der Anlage ein Radarkommandobunker gebaut. Der gesamte Bereich wurde durch Flakbatterien und die Bunker der Heeresküstenbatterie Søndervig gesichert. Die Flakbatterien bekämpften immer wieder feindliche Bomberströme auf ihrem Ein- und Ausflug in das Deutsche Reich. Die Alliierten verzichteten auf eine Bombardierung der Anlage, da sie die Radarstation als Peilstation zur Navigation benutzten.
Ich war aber auch noch einkaufen, hab etwas gegessen, allerdings muss ich sagen, das hätte ich lieber lassen sollen. Es war kaum etwas auf dem Teller, geschmeckt hat es nicht und es war noch dazu das teuerste Gericht auf der Karte. Ein Reinfall also!
Schließlich bin ich weitergefahren nach Hvide Sande, dort steh ich jetzt auf einem Parkplatz einer Badestelle (mit Baden ist allerdings nichts, erstens ist es kühl, zweitens ist die See aufgewühlt), aber ich kann mir vorstellen, dass ich hier einen guten Übernachtungsplatz gefunden habe. Mittlerweile ist es 16:00 Uhr, weiterfahren möchte ich nicht und noch dazu hat dieser Parkplatz ein sauberes Toilettenhäuschen.
Ein Stück nach Nordosten
Was für eine regnerische und stürmische Nacht! Mein Übernachtungsplatz allerdings war trotzdem gut gewählt, nur wenige Schritte führten zu einem Steg mit Treppe, den ich am Morgen genutzt habe. Trotz des kalten Regens bin ich die Leiter hinab ins Wasser gegangen und hat mich sozusagen erfrischt…
Nachdem ich mich dann fertig gemacht habe, bin ich nur knapp 10 km Richtung Osten gefahren, nach Søndervig. Trotz des immer noch andauernden Regens, habe ich die dortige Sandskulpturenausstellung angeschaut.
30 internationale Bildhauer aus der ganzen Welt haben die längste Sandskulpturenwand der Welt erschaffen. Sie ist 200 m lang und 7 m hoch. Darüber hinaus sind zehn über 4 m hohe freistehende Sandskulpturen zu besichtigen.
140 LKWs bringen 8000 t Sand zu diesem Ort, der dann dort aufgehäuft wird und von den Künstlern bearbeitet wird.
Der Sand wird ohne jede Zusatzstoffe allein durch die innerlich enthaltene Feuchte zusammengehalten. Fast vier Monate lang kann man die Skulpturen besichtigen, ehe der Wind und der Regen Ihnen den Garaus macht.
Der Regen hat mich dann doch vertrieben und so hab ich mich wieder zum Auto begeben um noch weitere etwa 5 km nach Norden zu fahren, um dort den Hofladen Vestkysten zu besuchen. Ein großer Parkplatz lädt ein, das Fahrzeug abzustellen und diesem Laden einen Besuch abzustatten. Es gibt dort eigene, lokale und regionales Spezialitäten in Bioqualität, ein kleines Café und ein umfangreicher Shop lädt ein, hier zu verweilen. Ich habe einen sehr strengen Käse gekauft, streng im Sinne von kräftig, ein selbst gemachtes Brötchen und das werde ich mir im Auto schmecken lassen. Selbstverständlich können die verschiedenen Spezialitäten vor dem Kauf probiert werden, so dass man weiß, was man gegebenenfalls erwirbt… Man wird sehr freundlich bedient, fühlt sich hier ausgesprochen wohl. Was ich damit sagen will: Ich kann euch dieses Lädchen empfehlen und auch die Kühe, die auf der Wiese vor dem Laden weiden.
Nach weiteren etwa 15 km Richtung Norden habe ich anschließend einen Wanderparkplatz, am Gaffelbjerget, aufgesucht. Es ist immer noch sehr stürmisch, allerdings hat der Regen nachgelassen und in dem Hofladen hat mir die dortige Verkäuferin gesagt, dass das Wetter sich ab morgen bessern wird. Ich bin gespannt… Denn der Regen und der Sturm hindern schon darin, all das zu machen, was man vielleicht machen möchte. Es ist jetzt zwar erst zeitiger Nachmittag, fast nach Mittag, aber dessen ungeachtet werde ich hier in aller Ruhe die Nacht verbringen.
Ich habe ja unterwegs viele Radfahrer getroffen, die mit aller Gepäck, am Rad und auf dem Rücken, unterwegs sind. Jetzt, bei diesem Wetter, habe ich daran gedacht, wie es denen wohl ergehen wird und welchen Spaß sie haben werden, mit ständig nassen Klamotten abends ins Zelt zu kriechen… Der Gedanke an kommende schöne Tage lässt sie hoffen und das erlittene Unbill hoffentlich vergessen. Es kann natürlich auch sein, dass sie die Schnauze voll haben und umkehren.
Nach Ringkøbing
Zwei Nächte hab ich bei sehr wechselhaften und kühlem Wetter auf dem schönen Übernachtungsplatz verbracht, schließlich führte mich mein Weg weiter nach Ringkøbing. Auch hier befinde ich mich zum ersten Mal, diese Hafenstadt mit ihrem wunderschönen Zentrum lädt ein zum Spaziergang. Wenn nur das Wetter etwas besser wäre, aber das kann man leider nicht ändern.
Ich stehe direkt am Hafen und war dort in einem kleinen Fischrestaurant, um gebratene Scholle zu verspeisen.
Danach bin ich ins Zentrum gegangen, befinde mich derzeit in der Kirche. Die Ringkøbing Kirche befindet sich im Zentrum der Stadt am Kirchplatz hinter dem alten Rathaus. Die Kirche ist in mehreren Etappen gebaut. Das Hauptschiff ist der älteste Teil aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der in seiner heutigen Länge ohne Kreuzschiff gebaut wurde.
Die Kirche wurde allerdings mehrmals erweitert. Wahrscheinlich ersetzte sie eine ältere Kirche. Das Mauerwerk der Kirche besteht aus Backstein, war jedoch über mehr als 100 Jahren gekalkt.
Die Architektur ist von der Gotik geprägt, wie sie im 15. Jh. üblich war. Der Turm wurde kurz nach der Reformation ca. 1550 errichtet und hat die Besonderheit, dass er oben am breitesten ist. Der Nordflügel wurde in den Jahren 1592-93 erbaut. Die Kanzel, ein Geschenk des Bürgermeisters Fr. Busk, ist eine schöne Holzschnitzerei im Renaissancestil aus dem Jahr 1593. Im Zuge der großen Restaurierung 1934-35 erhielt die Kirche das südliche Querschiff. 1995-96 wurde der Kirchenraum umfassend renoviert, wobei man das historische Inventar instand setzte und das neue Altarbild des Künstlers Arne Haugen Sørensen nun der Kirche einen besonderen Charakter gibt. Genauso wie das neue Taufbecken, entworfen von Arne Haugen Sørensen und angefertigt von Per Hebsgaard. Die Größe und die leuchtenden Farben des Bildes lenken sofort die Augen des Betrachters auf das schöne Gemälde. Arne Haugen Sørensen wurde beauftragt, die Auferstehung darzustellen. Das Bild zeigt eine Person, die aus dem Grab in die Hände Gottes aufsteigt. Am Horizont sind drei kleine Kreuze in Grün, der Farbe der Hoffnung gemalt.
Der alte Orgelprospekt von 1633 wurde bewahrt und ist einer der ältesten in Dänemark. Das alte Altarbild von Sophus Schack befindet sich jetzt im Südflügel in der Nähe der neuen Orgel. Eine Sonnenuhr aus Kalkstein sieht man außen eingemauert am westlichsten Strebepfeiler Richtung Süden. Sie stammt aus dem Jahre 1728.
Der Rundgang durch die Stadt hat sich wahrhaft gelohnt, wunderschöne Häuser wechseln sich ab. Auch der Gang durch die Geschäfte war erfolgreich, ich habe endlich mal einen etwas größeren Trinkbehälter erstanden und war erstaunt, ob das umfangreichen und schönen Angebotes. Ein Gang durch die Stadt habe ich keinen Regentropfen abbekommen, aber in dem Moment, als ich zum Auto kam, fing es an zu regnen. So bleibt es nun auch die nächsten paar Tage. Ich habe einen sehr schönen Stellplatz unmittelbar am Hafen gefunden, ob ich hier die Nacht verbringen darf…das ist fraglich. Aber versuchen werde ich es.
Ein Stück nach Norden
Nach dem Essen habe ich rüber den Rücken gekehrt und bin so etwa 40 km gefahren, um schließlich am Vejers Strand zu landen, auf dem ich die Nacht verbracht habe. Und bei herrlichem Sand bin ich in das stürmische Wasser gegangen, welches mich schon ganz schön um geschmissen hat. Sofern man mit dem Rücken zum Meer gestanden ist, konnte man beim Anprall der Brandung Ellen nicht Stand halten.
Am nächsten Morgen habe ich mich aufgemacht, nach Bork Havn, dort speziell zum Wikinger Hafen, ähnlich angelegt wie das Wikinger Center in Ribe, allerdings wesentlich kleiner. Ich glaube, das ist hier besonders interessant für Kinder, Sie können hier die verschiedensten Dinge machen und ich glaube, sie haben viel Spaß dabei. Ich habe mir alles angeschaut, auch die beiden Wikingerschiffe, um schließlich weiter in den eigentlichen Ort zu fahren.
Auf dem Gelände steht auch der, momentan noch nicht ganz sehr große, Fenriswolf.
Der Fenriswolf ist ein bedeutender mythologischer Charakter, der in vielen nordischen Sagen vorkommt.
Sein Name stammt aus dem Altnordischen und bedeutet „Wolf des Fenris", was wörtlich „Sumpf-Wolf“ bedeutet. Dieser mächtige Name klingt stark und unbesiegbar und wird heute noch mit den Begriffen Kampf, Energie und Stärke verbunden.
In der Wikinger Geschichte gilt der Fenriswolf als ein Symbol für das Erbe der Wikinger, denn er besaß die einzigartige Wikinger-Kultur: Kraft, Mut und Stolz. Er war ein riesiges, bedrohliches Tier. Er sah aus wie ein Wolf und hatte ein dichtes schwarzes Fell und leuchtend grüne Augen.
Es ist eine alte Geschichte, die sich um den gefürchteten Fenriswolf rankt. Er kam als erstes Kind des Gottes Loki und der Riesin Angrboda auf die Welt. Vorerst war er harmlos, doch mit der Zeit wurde er von Tag zu Tag immer größer und kräftiger. Die Götter bekamen es mit der Angst zu tun, denn sie fürchteten, dass Fenris sie eines Tages verschlingen würde. Um dies zu verhindern, brachten sie Fenris nach Asgard und fesselten ihn mit zwei schweren Ketten. Diese zerriss der Wolf aber mühelos. So wurde er mit der magischen Fessel Gleipnir gefesselt. Dieser Faden sah zwar harmlos aus, war aber fester als jedes andere Material. Er war aus Sachen, die es gar nicht gab, mit Zwergen Händen hergestellt worden. Der Wolf aber war ziemlich misstrauisch und verlange als Pfand für einen etwaigen Betrug, dass ein Gott die rechte Hand in sein Maul legte. Außer Thor, der Gott des Krieges, hatte niemand den Mut, auf diese Forderung einzugehen.
Je mehr allerdings Fenris sich bewegte, desto enger zogen sich die Fessel zusammen. Als Rache biss der Wolf dem Gott die Hand ab. Der Begriff Thor steht heute noch für Heldenmut und Courage.
Doch eines Tages konnte sich der Wolf losreißen und verschlang darauf den Gottesvater Odin. Letztendlich wurde Fenris von Odins Sohn Vidar im Zweikampf getötet.
In vielen Mythen ist er ein schreckliches Monster, das durch Täuschung geschaffen wurde und dessen Ziel es war, die Götter zu vernichten. Aber in anderen Sagen wird er als treuer Beschützer der Göttin Freya dargestellt. Der Wolf hat nach wie vor eine starke Präsenz in der nordischen Mythologie und viele Menschen glauben, dass seine Anwesenheit noch immer spürbar ist. Ich hab ihn gespürt, als ich ihm in die Augen geschaut habe…
Genug der Mythologie, im Ort stehe ich jetzt am Ringkøbing Fjord auf schön angelegten Parkflächen direkt am Fjord. Ich werde dann in den Ort Bork Havn schlendern um ein bisschen was anzuschauen, vielleicht auch verbringe ich hier die Nacht, warte auf den Wolf, ich weiß es noch nicht.
Ich war ja schon oft in Dänemark, aber hier war ich noch nie, es gibt also immer etwas Neues zu entdecken.