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Reise 2024 Teil 2

7 May 2024

Auf den Spuren der Geschichte 

Der gestrige Übernachtungsplatz

Der gestrige Übernachtungsplatz

Wieder ganz allein stand ich hier, hab gut geschlafen und bin gegen 8.30 aufgebrochen Richtung Küste.

Wozu Mauern? Dunnottar Castle steht auf 50 Meter hohen Klippen und ist nahezu uneinnehmbar. Aber ich hab es geschafft. 

Versucht wurde es außer mir im übrigen mehrfach. Und so hat diese schottische Burg eine bewegte Geschichte.

Diese natürlich geschützte Lage eignete sich hervorragend für jede Art von Festung. Darum war hier schon seit der Zeit der Pikten eine Art Fort. „Dun“ im Namen weist darauf hin. Denn „Dun“ bedeutet „Festung“ und findet sich in vielen anderen Namen in ganz Schottland wieder.

Dunnottar befand sich an strategisch wichtiger Position, an einer Stelle, die am Ende der Ausläufer der Grampian Mountains steht, die für eine Armee nur schwer zu passieren waren. Wer also am Fuße der Berge nach Norden ziehen wollte, kam in das Einzugsgebiet von Dunnottar.

Und so war die Festung stark umkämpft. Schon im 7. Jahrhundert nach Christus findet sich in den Annalen von Ulster der Eintrag: „Obesessio duin Foither“ – Belagerung von Dunnottar steht da. Und seitdem hatte sie viele Herren. Die Angelsachsen unter Æthelstan bissen sich an ihr noch die Zähne aus. 1296 nach Christus aber nahm sich der englische König Edward Dunnottar mit Gewalt. Nur ein Jahr später erstürmte sie der Nationalheld William Wallace (Braveheart) und verbrannte die Soldaten der Engländer in der dortigen Kapelle. Im Film hat er sie in einer Hütte verbrannt) Keine 40 Jahre vergingen, da gehörte sie wieder den Engländern, ein Jahr später den wieder Schotten … Ruhe kehrte erst nach der Schlacht von Bannockdurn ein. Robert the Bruce gab Dunnottar an seinen Kommandanten Sir Robert de Keith. Dessen Enkel machte sich daran die hölzerne Festung durch einen steinernen Burgfried zu ersetzen, so wie er heute noch steht.

Die Keiths spielten eine bedeutende Rolle: Als Earls Marischal waren sie ab dem 16. Jahrhundert die Wächter der Reichsinsignien, also von Schwert, Zepter und Krone des schottischen Königs. Und die mussten sie mit ihrem Leben verteidigen. Denn als 1651 Bürgerkrieg in Großbritannien herrschte, kam der Diktator Oliver Cromwell mit seiner schlagkräftigen Parlamentsarmee nach Dunnottar und belagerte die Burg. Die Keiths hielten immerhin acht Monate aus, die letzten zehn Wochen unter ständigem Kanonenbeschuss. Erst dann ergaben sie sich.

Die Reichsinsignien bekam Cromwell dennoch nicht. Die hatte eine Pfarrersfrau aus der Burg geschmuggelt und in einer nahen Kirche vergraben. Als 1660 der schottische König seinen Thron wieder bestieg, hatte er die Zeichen seiner Macht um sich.

Doch vom Beschuss durch Cromwells Armee erholte sich Dunnottar nicht mehr. Die Keiths lebten künftig nicht mehr auf der Burg, nur Soldaten waren fortan hier noch stationiert. Während dieser Zeit wurde Dunnottars Geschichte um eine letzte unrühmliche Episode reicher.

In einem langen Gewölbe, dem Whig’s Vault, schloss man hier im Jahre 1685 unglückseligen Covenanter ein. 45 Frauen und 122 Männer mussten sich den Platz teilen – jeder hatte gerade genug Platz, um zu sitzen. Der Boden soll knöcheltief mit Dreck bedeckt gewesen sein. Essen und Trinken mussten sie von den Wachen kaufen, eine Toilette gab es nicht. Ihr Vergehen? Sie erkannten den König nicht als ihr religiöses Oberhaupt an. Sechs Wochen mussten sie hier zubringen, viele starben dabei vor Hunger. 25 schafften zwar einen Ausbruch, doch nur acht davon konnten wirklich entkommen, zwei stürzten an den Klippen zu Tode. Die Restlichen wurden als Sklaven in die Kolonien geschickt, wo die meisten von ihnen ebenfalls bald ihr Leben ließen.

Nach der Besichtigung dieser Ruine bin ich weitere 60 km Richtung Süd Westen gefahren, um die nächste Burg, ein äußerst imposantes Bauwerk, zu besichtigen. Diesmal keine Ruine, Glamis Castle.

Schloss Glamis ist der historische Wohnsitz der Grafen von Strathmore und Kinghorne. Die Familie von Sir John Lyon kam zu Glamis kurz nach 1370 und fingen an vor mehr als 600 Jahren an, das Schloss zu bauen. Im 15. Jahrhundert wurden sie zu Baronen (Lord) von Glamis ernannt. Im Jahre 1606 erhielt der 9. Lord Glamis den Titel 1. Earl (Graf) of Kinghorne und 70 Jahre später erhielt der 3. Graf noch den Titel Earl of Strathmore. 

Das jetzige Familienhaupt, Simon, ist der 19. Graf. Ein Teil des Schlosses ist eine Privatwohnung, die von der Familie konstant benutzt wird.

Über die Jahrzehnte hat es viele königliche Verbindungen gegeben. Die Familie stammt in gerader Linie von den Stewart- Königen Schottlands ab. Sir John Lyon hat Joanna, Tochter von König Robert II. und Enkelin des berühmten Königs Robert the Bruce, geheiratet. Die Länder von Glamis waren ein Teil ihrer Mitgift. Im vergangenen Jahrhundert hat Ihre Majestät Königin Elizabeth die Königin Mutter (eine Tochter des 14. Grafs) ihre Kindheit und Jugend im Schloss verbracht. Ihre jüngere Tochter, Prinzessin Margaret, ist hier 1930 geboren. Die Königin Mutter hat lebenslang Schoss und Familie besucht. 

Das Schloss findet sich auch in der Literatur, insbesondere in der Tragödie "Macbeth" von Shakespeare, wieder. Wobei Shakespeare dabei ein literarischer Kunstgriff gelungen ist, indem er den schon 400 Jahre vorher existierenden Macbeth in eine Burg verweist, die erst viel später errichtet wurde. Nun ja.

Ich habe die Schloss Führung natürlich mitgemacht und die Einzigartigkeit und Besonderheit der Ziele bewundert, insbesondere die Kamine sind in jeden Raum der absolute Blickfang.

Es ist um die Mittagszeit, ich sitze im Restaurant der Burg und habe hier die Tagessuppe mir schmecken lassen und werde dann noch ein Stück weiter fahren, ich hoffe, dass ich es heute noch schaffe, ansonsten werde ich das morgen besuchen, etwas ganz besonderes, einen lebenden Zeitzeugen, der schon sehr viel erlebt hat, aber davon zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Nun ging es weiter zum letzten Ziel, aber wenige Kilometer vorher habe ich noch das dritte Castle für heute besichtigt. Das Castle des Clans der Menzies.  

Die Burg aus dem 16. Jahrhundert, restauriert von der Menzies Clan Society, war über 400 Jahre Sitz der Häuptlinge des Clans Menzies. Strategisch gut gelegen, war es in die turbulente Historie der Highlands involviert. Charles Edward Stuart, der Thronanwärter der Stuarts, verbrachte 1746 auf seinem Weg zur Schlacht von Culloden zwei Nächte in der Burg.

Die Restaurierung des alten Teils der Burg bezog den Abriss eines stark verfallenen Flügels aus dem 18. Jahrhundert mit ein. Ein großer viktorianischer Ballsaal blieb erhalten.

Die restaurierte Burg ist ein Beispiel des architektonischen Wandels zwischen einer früheren Tradition der robusten Festungen und einer späteren, leichter zu verteidigenden Form der châteaux. Die Wände bestehen aus zufälligen Trümmern, ursprünglich Rauputz, aber die Ecksteine, Türmchen, Tür- und Fensterrahmen sind fein geschnitzte blaue Quadersteine. Dieser attraktive und extrem wetterfeste Stein wurde auch für die architektonischen Details und Denkmäler nahe der alten Kirche von Weem verwendet, die von den Menzies erbaut wurde und ihre Denkmäler und Grabmäler beinhaltet, verwendet. Ein Hochzeitsstein über dem ursprünglichen Eingang wurde von James Menzies 1571 installiert, um seine Heirat mit Barbara Stewart, Tochter des Grafen von Atholl zu dokumentieren.

Maharadscha Dalip Singh, letzter Maharadscha des reich Reiches der Sikh, lebte in Castle Menzies zwischen 1855 und 1858, nach seinem Exil von Punjab 1854. Er war offiziell das Mündel von Sir John Spencer Logan und Lady Logan, die ihm die Burg liehen.

Das berichtenswerte aber für mich persönlich war beim Besuch dieser Burg, dass sie geschlossen hatte. Ich war nach 16:30 Uhr hier und 16:30 Uhr schließt die Burg. Zwei Herren standen davor, und entweder waren es die Burgern oder Mitarbeiter, jedenfalls haben sie mir eine kostenlose Führung gewährt. Da muss ich mich noch mal recht herzlich bedanken. 

Nun musste ich noch etwas über 10 km fahren bis zum heutigen Ziel, dem ältesten Baum Europas. Es handelt sich um eine Eibe, die auf ein Alter zwischen 3000 und 5000 Jahren geschätzt beziehungsweise ermittelt wurde.

Aber noch besser: Als vor mehr als 2000 Jahren zwei römische Unterhändler in einer Friedensmission im Auftrag von Kaiser Augustus hier in der Gegend König Metalllanus aufgesucht hatten, wurde einem von beiden einen Sohn geboren, der später als Pontius, Pilatus, Statthalter von Judäa, in die Weltgeschichte eingegangen ist. Da stand die Eibe schon seit mindestens 1000 Jahren und hat diesen Vorgang abgespeichert.

Jedenfalls stehe ich maximal 10 cm von diesem Baum entfernt, habe unmittelbar an der Kirchenmauer mein Lager aufgeschlagen und werde hier die Nacht verbringen.

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