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Reise 2018 Teil 2

17 Jun 2018

Das war noch gestern Abend, ein Foto der Badestelle. Ein schöner Sandstrand etwa 30 Meter vom Auto. Unmittelbar hinter dem Auto steigt das Gelände an, ich konnte mich so hinstellen, dass ich fast eben auf die hintere Plattform treten kann, brauchealso keine Leiter. Wobei ich die Leiter seit bestimmt zehn Tagen sowieso nicht benutzt habe, da ich immer über das Führerhaus eingestiegen bin.

In der Nacht und auch heute am zeitigen Morgen (jetzt ist es 5:00 Uhr) hat es geregnet. Jetzt regnet es zwar nicht, aber der Himmel ist grau. Mein Morgenbad werde ich im größten See Schwedens nehmen… Wahnsinn. Aber jetzt noch nicht, ich werde noch lesen. Gestern habe ich ein neues Buch bereit gelegt und schon die ersten Seiten darin gelesen…

Ich habe ja, als ich gestern an dem Kanal war, in der Fischräucherei frisch geräucherten Lachs gekauft. Den habe ich am Abend verspeist. Was soll ich sagen, er hat richtig gut geschmeckt, fast zu gut. Das war ein riesiges Stück und ich hab es ganz allein gegessen. Ich hätte gerne etwas abgegeben…

Während ich geschrieben habe gucke ich immer mal aus dem Fenster, gerade hat davor ein Vogel im Standflug ins Fenster reingeschaut, und ich raus, wir haben uns beide sozusagen ins klare Auge geblickt... Der einheitliche Grauton des Himmels hat sich etwas verändert, es sind helle Stellen erkenntlich.

Wo fange ich denn heute an… Der Plan erfährt eine Änderung… Zumindest das Morgenbad hat wie geplant stattgefunden, wobei ich mindestens 300 m ins Wasser gehen musste bis ich zumindest mit dem Arsch im Wasser verschwunden bin und schwimmen konnte. 

Dann bin ich aufgebrochen, bei Regen. Ich wollte heute eigentlich eine Wanderung machen, aber dann habe ich gedacht, naja der Regen… Auf dem Weg zu meinem ursprünglichen Ziel habe ich ein Hinweisschild entdeckt: Läckö Slott. Da habe ich mir gedacht, das könnte ein schönes Ziel sein. 

Und was soll ich sagen, es war ein wunderschönes Ziel, ein besseres hätte ich, glaube ich, an einem meiner letzten Tage in Schweden nicht finden können.

Schon im Jahr 1298 wurde hier eine Festung errichtet. Die Lage an der Landzunge war strategisch günstig und insofern hat sich der Bau angeboten. Die Reformation Beendete die Ära als als Bischofsfestung. Mit Gutav Vasa  gelangte Die Festung zum ersten Mal in königliche Hände.  1615 wurde dieses Schloss an den Feldmarschall Jakob de la Gardie die vergeben.

Und hier wird es spannend. Dieser Feldmarschall mit dem französischen Adelstitel war einfach nur ein französischer Bauer. Er hatte sich im Krieg zwischen Dänemark und Schweden als Soldat auf dänischer Seite rekrutieren lassen. Schließlich gelangte er in schwedische Gefangenschaft. Nun hat er überlegt, was er machen soll. Und so hat er gesagt, er gehört eigentlich gar nicht ins Gefängnis denn er ist Franzose und noch dazu adelig. Den Titel hat er sich einfach aus den Fingern gesaugt. 

Das ging soweit, dass er in Schweden Feldmarschall wurde und in des Königs Gunsten stand. Sein Sohn Magnus hatte die Grafschaft 1652 geerbt und ihm haben wir es zu verdanken, dass das Schloss so aussieht wie es jetzt aussieht. Er hat es komplett umgebaut Und das Schloss zu dem gemacht, was ist jetzt ist. Aus der vormaligen Festung.

Magnus wurde der reichste Mann Schweden seiner Zeit. Aber ein unglaublich schöner Mann für damalige Zeiten, er war beliebt Anruf gern gesehener Gast am Hof und hat die Cousine der schwedischen Königin Christine geheiratet.

Diese Königen war etwas ganz besonderes für Ihre Zeit, sie wollte zu einem die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann einführen, sie fand großen Gefallen an Frauen und teilte mit Ihnen das Bett und sie war die Gönnerin von Magnus. Oder der Gönner, ihr nachdem wie man es sieht. Denn sie liebte es, sich in Männerkleidung zu präsentieren.

Leider Gottes hat es sich Magnus mit ihr am Ende verschissen, sie hat ihm vom Hofe gejagt. Allerdings besann sich die Königen irgendwann darauf, dass sie lieber katholisch sein wolle und hat Schweden den Rücken gekehrt und ist nach Rom gegangen. 

Kurzzeitig fand Magnus wieder Gnade, denn der Bruder seiner Frau wurde König. Der war es allerdings nicht lang, er war zu fett und ist daran gestorben. 

Und dann begann sein Niedergang. Er endete damit, dass er nichts mehr besaß außer einem kleinen Schloss. Und dieses Schloss war komplett leer, es stand nichts drin.

So kann’s gehen. Die Räume im übrigen sind im wesentlichen immer einem Thema untergeordnet, der Erste sein, der Königssaal, sollte erinnern an die Schlachten von Gustav II Adolf. Denn Schweden war der große Gewinner des 30-jährigen Krieges und ist danach europäische Großmacht geworden. Trotz des Todes des Königs.

Schließlich habe ich das Schloss wieder verlassen, das Wetter war recht gut und ich hab mich auf eine etwa 5 km lange Wanderung begeben, die am Schloss begann und auch dort wieder endete. Was soll ich sagen, der Regen setzte ein und als ich wieder im Auto war war alles nass. Ich hab mich umgezogen und was ist passiert: die Sonne kam raus.

Auf der Hinfahrt, etwa 10 km vor dem Schloss habe ich noch einen Gräberfeld besichtigt mit Gräbern, die zwischen 1000 und 2000 Jahre alt sind.

Und auf der Rückfahrt, etwa 15 km vom Schloss entfernt bin ich durch einen Ort gefahren mit einer schönen alten kleinen Kirche, der Råda Kyrka, aus dem zwölften Jahrhundert, in welche einen Runenstein eingemauert wurde. Leider war die Kirche zur, ich konnte nicht reinschauen.

Gerade, während ich das schreibe, habe ich vom Ergebnis der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko erfahren. Was für eine Blamage! Der Möchtegernweltmeister verliert! Wunderbar!

Jetzt befinde ich mich in Trollhättan, an dem Punkt, an welchem das erste Schleusensbauwerk errichtet wurde. Baubeginn des Kanals war, von dem ich euch bereits viel geschrieben hatte. Dieses Bauwerk existiert nicht mehr, in unmittelbarer Nachbarschaft wurde eine neue Schleuse gebaut. Aber diese Schlucht, in der sich die schleusen befanden, ist einfach gigantisch. Denn hier wurde richtig der Fels herausgearbeitet.

Ja, jetzt werde ich mir ein Plätzchen suchen zum übernachten… Ursprünglich wollte ich am Kanal übernachten, aber ich habe mir nun doch ein Restaurant mit Internet gesucht, in dem ich euch schreiben kann.


6 Sep 2019
6 Sep 2019
16 Jun 2018

Heute Morgen habe ich mich um entschieden, mein Ziel geändert. Es ist eben manchmal so: unser Plan erfährt eine Änderung...

Geschlafen habe ich wunderbar, das morgendliche Bad war diesmal besonders schön, da ich relativ lang geschwommen bin, dass Wasser hatte heute bestimmt angenehme 15°.

50 km nach Süden und schon war das Ziel erreicht. Sjörtorp. Das Ende des Göta Kanal, Die letzte Schleuse des Kanals ist erreicht, man kann in den Vänern fahren. 

Sage und schreibe 14 Kommunen und 3 Provinzen gruppieren sich rund um ein und dasselbe „Binnenmeer". Mit einer Wasseroberfläche von 5650 Quadratskilometer und einer Küstenlinie vom 4800 (!)/ km ist der Vänern Schwedens größter Binnensee. 

Er ist gleichzeitig Europas größtes Süßwasser- Archipel mit über 22 000 Inseln und Schären. Der Vänern ist natürlich auch ein Badeparadies mit langen Sandstränden und seichten Buchten. 38 Fischarten gibt es in ihm, eine, ich weiß nicht welche, habe ich gerade verspeist.

Jetzt aber zu dem Kanal (das wird bestimmt Günter besonders interessieren, da er ja fast ein Wassergrundstück am Kanal hat…). Er hat eine Länge von 190 km und insgesamt 58 schleusen. Ich bin mit dem Rad an ihm heute entlang gefahren und ich denke, zehn schleusen habe ich erlebt. Und diese Radweg direkt am Kanal (vergleichbar mit dem Weg, der am  Elster Saale Kanal entlang führt), er war wunderschön zu fahren und sicher kann man ja auch wunderschön spazieren gehen.

Schon im 16. Jahrhundert gab es Überlegungen, einen Kanal zu bauen. Der Erbauer des Kanals, Baltzar von Platen, hat folgendes gesagt: ich konnte noch nie eine Karte von Schweden betrachten, ohne der Meinung zu sein, dass die in Normen Wasserflächen, die die Natur in dieses Land eingeschlossen hat, wieder für geschaffen sind eines Tages die Verbindungs Punkte für die Schifffahrt durch das Land zu bilden.

Für Schweden war dies lebenswichtig, zum einen gab es kaum Straßen, zum anderen musste die Problematik mit Dänemark umgangen werden. Den Dänemark konnte immer die Ostsee zwischen Kopenhagen und Malmö sperren. Und hat es oft getan.

Man schätzte, dass man in zehn Jahren mit dem Bau fertig sei. Letztlich hat es ganze 22 Jahre gedauert und sechs mal mehr gekostet als berechnet (da soll sich noch mal jemand beschweren über den Hauptstadtflughafen…). 1813 war in Forsvik die erste Schleuse fertig und 1832 war der gesamte Kanal für die Schifffahrt freigegeben.

Nun konnte man von Göteborg an der Westküste über den Fluss Göta älv, durch den Trollhätte Kanal, durch den Vänern (an dem ich mich jetzt befinde), Durch den Vätternsee und Walter von Motala nach Mem an der Ostküste fahren. Die Vision, beide Küsten miteinander verbinden, war reicht. Leider hat der Erbauer das nicht mehr erleben können, er ist 1829 gestorben. 

Erst zwischen 1930 und 1940 mit dem zunehmenden Ausbau des Straßennetzes hatte der Kanal wirtschaftlich kaum mehr eine Bedeutung. Zwischen 1950 und 1960 erlangte er zunehmende Bedeutung für den Tourismus. Jetzt ist der eine der bekanntesten und meistbesuchten Touristenattraktionen Schwedens.

Und es ist tatsächlich so, ich bin etwa 30 Kilometer am Kanal entlang gefahren, die Schleusen sind jeweils immer das Highlight, ebenfalls die schwenkbaren Brücken. Und überall sind kleine Cafés, Restaurants, und viele Leute waren unterwegs. Als Wanderer, besonders aber als Radfahrer. Und auf dem Kanal selber war ein reger Verkehr vorhanden. 

Die Kirche stand am Kanal, leider habe ich es versäumt den Namen derselben mir zu merken. Auch war sie geschlossen, ich konnte nicht hinein.

Was ich an Daten noch vergessen habe kommt jetzt im Nachgang: 

58.000 Soldaten leisteten etwa 7 Millionen Tagwerke, wobei ein Tagwerk zwölf Arbeitsstunden umfasste. Die Aushubarbeiten wurden hauptsächlich von Hand verrichtet. 50 Brücken überqueren in, der Kanal passiert 5 Seen. Der höchste Punkt über dem Meeresspiegel beträgt 92 m.

Vorhin bin ich noch ein bisschen am Hafen des Kanals entlang geschlendert und ins Gespräch mit einem Deutschen gekommen, er arbeitet dort bei einem Charterunternehmen (www.gotakanalcharter.se). Man kann hier ein Boot mieten für mindestens eine Woche, es kostet etwa 2000 €. Man benötigt keinen Bootsführerschein, die Höchstgeschwindigkeit auf dem Kanal beträgt fünf Knoten. In das Boot passen sechs Leute, sie können drin schlafen, es ist eine kleine Küche, eine Dusche und Toilette an Bord. Also, wenn jemand Interesse hat, das ist bestimmt eine schöne Woche die man da erleben kann.

Nur noch ein paar Kilometer bin ich gefahren, schließlich bin ich in Mariestad gelandet, hab mich am Hafen hingestellt und bin noch etwas durch die Stadt geschlendert, unter anderem war ich im Dom. Eigenartigerweise war er ob der fortgeschritten Zeit noch offen. Und als ich dann wieder beim Auto war, da haben seine Glocken geläutet, jedoch als Melodie.

Mariestad wurde 1583 von Herzog Karl gegründet. Da Mariestad schon zwei Jahre später Sitz des Superintendenten über Värmlandund und Västergötland war und ein wichtiges Zentrum der Reformation wurde, begann man 1593 mit dem Bau eines Domes in gotischen Stil, wobei er aber nur aus einem breiten Kirchenschiff besteht, wie es für die Predigten der Reformation besser geeignet schien. Die heutige Kanzel und der heutige Altar wurden nach einem Brand 1693 geschaffen.

Mariestad ist  heute kein Bischofssitz mehr, aber die Kirche wird noch immer als Dom bezeichnet

Danach bin ich nur noch etwa 5 oder 8 km gefahren Richtung Golfplatz, bis ans Ende dieser Straße, dort stehe ich jetzt auf einem Parkplatz, ganz allein und habe nur wenige Schritte bis zum Badestrand. 

Es sind jetzt noch ungefähr 170 km bis Göteborg, in dieser einen Woche bin ich so viele Kilometer gefahren wie sonst vielleicht in drei Wochen (außer meine Reise durch Russland).

In der Stadt übrigens gab es viele Stellplätze für Wohnmobile, die meisten waren auch schon gut gefüllt. Ich wollte mich dort aber nicht mit einreihen, sondern meine Ruhe haben. Und die habe ich hier auf diesem Platz gefunden. Nur 300 m zurück ist auch ein Stellplatz für Wohnmobile, aber da standen vorhin auch schon einige. 

Da wünsche ich euch allen noch ein schönes Wochenende! Ich habe übrigens erst mal in den Kalender geschaut um zu gucken, welcher Wochentag heute überhaupt ist…
6 Sep 2019
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